Bandenkriege mitten im Rheintal
Solche Spielereien waren damals einfach normal. «Die Eltern waren auch entsprechend liberaler eingestellt. Da konnte man so etwas noch machen, ohne dass man gleich mit einer Anzeige rechnen musste.» Auch viele Probleme hätte man untereinander mit einer harmlosen Rauferei regeln können. «Das alles gehörte zur Kindheit einfach dazu.»
Was heute vielleicht unvorstellbar ist, war damals noch Alltag: «Es gab innerhalb des Dorfes auch mehrere kleine Kinder-Gangs.» Also Gruppierungen, die sich gegenseitig mehr oder weniger ernsthaft bekämpften. «Beispielsweise die Bauernkinder. Diese wuchsen in ärmlichen Verhältnissen auf und führten eine Art Kleinkrieg gegen die anderen Kinder, die nicht aus der gleichen Gesellschaftsschicht stammten wie sie.»
Neben den «Wasen» gab es ausserdem auch noch die Gangs «Oberdorf» und «Unterdorf», die ebenfalls in ständigem Krieg miteinander standen. Auch die Eltern haben es entsprechend locker gesehen. «Unter den Kindern gab es auch immer wieder kleine und grosse Mutproben.» Auch das ist in der heutigen Zeit absolut undenkbar und würde so manchen Eltern den Angstschweiss und andere Körperflüssigkeiten auf den Körper treiben.
Mehr oder weniger gefährliche Mutproben
Doch wie sehen solche Mutproben aus? «Das ist ganz unterschiedlich. Man ging beispielsweise in den Wald, buddelte dort ein Loch und benutzte dieses als Höhle bis spät in die Nacht. «Und wenn es dann über Nacht geregnet hat und wir am nächsten Tag das in sich zusammengebrochene Erdloch sahen, waren wir immer wieder froh, dass wir noch heil herausgekommen sind.» Dummerweise sind die Höhlen teilweise auch eingestürzt. «Doch es wurde nie jemand verletzt.» Eine andere Mutprobe wiederum sah vor, dass man auf einen besonders gefährlichen Felsen klettern musste. Man mag sich gar nicht ausmalen, was denn alles hätte passieren können. «Aber wir hatten immer Glück.»
Eine Mutprobe bleibt Kriftner dabei besonders in Erinnerung. «Wir mussten bergauf den Wald durchqueren. Immer mit der Gefahr im Nacken. Die Gefahr könnte brutaler nicht sein: Die bereits bekannten Wasen haben im Wald auf uns gewartet und mit den Luftgewehren auf uns geschossen, weil wir ihr Territorium betreten haben. Glücklicherweise weiss ich aber nicht, ob so ein Luftgewehr wehtut. Denn ich wurde nie getroffen, so schnell war ich.»