Perfekt also für eine Flucht aus der sehr engstirnigen Schweiz. Doch bis Kriftner einen Fuss in die Staaten setzen kann, müssen noch diverse Hindernisse überwunden werden.
«Bürokratie. Das war einer der Gründe, weshalb ich aus der Schweiz ausgewandert bin. Irgendwann war es mir einfach zu viel und ich hatte genug», beginnt Kriftner. Dass er eines Tages auch seiner Meinung nach zu Unrecht des Rassismus beschuldigt wurde und mit einem blauen Auge davonkam, machte die Situation nicht besser. «Ich hatte die Schnauze gestrichen voll», sagt der Rheintaler in gewohnt direkter und unverblümter Art. «Ausserdem überlegt man es sich auch vom Alter her. Irgendwann ist man zu alt, um noch eine grosse Veränderung in seinem Leben einzugehen. Mit 45 Jahren habe ich daher den Entschluss gefasst, gemeinsam mit meiner Familie die Schweiz zu verlassen.»
Der Beruf sei nicht das Problem gewesen. «Dieser gefiel mir immer noch.» Doch das Umfeld wurde immer unerträglicher. «Einst war ich ein richtiger Patriot. Ich war Feuerwehrmann, machte meinen Militärdienst, war in der Politik und bin zu jeder Zeit einer Arbeit nachgegangen.» Und doch kam das Bedürfnis nach einer Veränderung. «Doch wohin? Das wusste ich lange Zeit nicht. Innerhalb von Europa änderte sich meiner Meinung nach zu wenig. Im Gegenteil; in anderen Ländern war es sogar noch schlechter.» Daher erschien ihm Amerika wie der rettende Hafen: «Hier hatte ich alles, was ich brauchte. Die Freiheit ist grenzenlos und man konnte dem American Dream nachgehen.»
Ein Appenzeller in Texas
Doch Amerika ist gross und die Auswahl ist riesig. Will man ins eiskalte Alaska? Ins brütend heisse Kalifornien mit dem Death Valley? Oder doch lieber in Amerikas Altersheim – Florida? «Die Auswahl war riesig. Doch aufgrund eines Roadtrips wusste ich, dass mir Texas sehr gut gefällt.» Doch die Entscheidung wurde nicht alleine aufgrund eines Roadtrips gefällt: «Als ich 35 Jahre alt war, also zehn Jahre vor der effektiven Auswanderung, schaute ich einen Film rund um den zweiten Weltkrieg. Das behandelte Thema war Pearl Harbor. Das hat mich brennend interessiert.» Im Abspann flimmerte dann der Name «Admiral Nimitz Museum Texas, Fredericksburg» über den Bildschirm. «In dieser Sekunde habe ich entschieden: Das muss der richtige Ort für uns sein.» Gesagt, getan, die Kriftners ziehen also nach Texas. «Ich habe einen neuen Sinn und einen Angelpunkt gesucht – und ihn in Texas gefunden.»
Doch was macht Texas so besonders? «Das Land und die Leute sind einfach toll. In der Schweiz war ich mit meiner politischen Meinung immer in der absoluten Minderheit. Hier in Texas bin ich in der Mehrheit und habe viele Verbündete.» Und natürlich war auch Admiral Nimitz, der Oberbefehlshaber der alliierten Marineeinheiten im Pazifikkrieg, einer der Gründe. «Dieser Mann fasziniert mich extrem. Noch nie hatte ein Mann so viele Personen unter sich zu verantworten und eine so grosse Macht. Daher ist das Museum in Fredericksburg ein absoluter Must-go. Am Anfang war es noch im Hotel seiner Eltern angesiedelt, mittlerweile steht es in einem eigenen Haus.»
Angehängt hier noch ein paar kleine «Fun facts» rund um Texas: «Auf einer Tafel gibt es eine Inschrift eines gefallenen Soldaten namens Gottlieb Appenzeller. Man kann sich ja denken, woher der wohl gekommen ist. Ausserdem ist Texas so riesig, dass ich einige Leute kenne, die noch nie in ihrem Leben aus dem Bundesstaat herausgekommen sind.»