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Berneck
11.09.2024
10.09.2024 17:33 Uhr

«Die unabhängige Findungskommission ist keine Konspiration»

Luzius Mettier
Luzius Mettier Bild: Luzius Mettier, Collage: fam
Am 22. September finden in Berneck die Gesamterneuerungswahlen statt. Dabei wird auch das Schulratspräsidium neu besetzt. Lange Zeit galt die aktuelle Gemeinderätin Patrizia Fiechter als einzige Kandidatin. Bis der parteilose Luzius Mettier auf den Plan tritt und mit seiner Kandidatur Fiechter den Kampf ansagt. Die Gegenkandidatur gibt den Wählern zwar eine Auswahl, doch sie wirft Fragen auf.

Stichtag 22. September 2024 – dieser Tag wird für die Gemeinde Berneck zukunftsweisend sein. Denn das Volk kann seine politischen Vertreter neu wählen und damit die Zukunft der Gemeinde mitgestalten. Unter den zu vergebenden Ämtern ist auch das Schulratspräsidium – und auf dieses hat es der Bernecker Luzius Mettier abgesehen. Seine direkte Konkurrentin ist Patrizia Fiechter, ihres Zeichens aktuelle Gemeinderätin.

Auf den ersten Blick unterscheidet die beiden Kandidaten nicht viel. Erst wenn man zwischen den Zeilen liest und die Website von Mettier anschaut, fallen Unterschiede auf. Luzius Mettier scheint das Logo der Gemeinde Berneck (nicht das Wappen, Anm. d. Red.) zu verwenden. Bei genauem Hinschauen fällt auf, dass es invertiert ist. Statt rotem Logo auf weissem Grund hat Mettier ein weisses Logo auf rotem Grund. Ein kleiner, aber feiner Unterschied, der die Stossrichtung vorgibt, wohin Mettier mit seinem Programm will, sollte er denn gewählt werden. Und Fragen aufwirft.

Vorgeschlagen von einer unabhängigen Kommission

Der Elefant im Raum sind wohl die Umstände, die zur Kandidatur von Luzius Mettier geführt haben: Während Patrizia Fiechter von einer offiziellen Findungskommission auserkoren wurde, wurde Mettier dies nicht. Stattdessen kommt seine Empfehlung von der «unabhängigen Findungskommission Berneck». Von dieser sei er nominiert worden, ist auf seiner Website ersichtlich.

Für den Wähler stellt sich jetzt Frage, wer hinter dieser Kommission steht. Mettier klärt auf: «Eine parteilose Findungskommission besteht aus unabhängigen Personen, die nicht an eine parteipolitische Lobby gebunden sind.» Konkret handle es sich hier nicht um eine geheimnisvolle Konspiration, «sondern um eine Gruppe Bernecker, die bereits in anderen schulischen oder politischen Belangen ihre Interessen vertreten haben».

Die Kommission setzt sich Mettier zufolge aus gut zwei Dutzend Personen mit einem «wachen und gesunden Urteilsvermögen» zusammen. «Die Kommission hat mich ausgewählt, weil sie meine Qualifikationen und Erfahrungen im Management sowie im Schulwesen als für die Position geeignet angesehen haben.» Er würde nicht hinter vorgehaltener Hand sprechen, sondern auch handeln. Zur Zusammensetzung oder gar Namen, Adresse oder Telefonnummern der Kommission schweigt der Bernecker, erwähnt jedoch, dass die Findungskommission im Hintergrund arbeite, um unabhängig und objektiv bleiben zu können. Ausserdem liegt der Redaktion das Angebot vor, einen Kontakt vermittelt zu bekommen.

Ein kleiner aber feiner Unterschied: Das Logo der Gemeinde Berneck hat einen weissen, resp. transparenten Hintergrund mit rotem Logo, während das Logo von Mettier einen roten Hintergrund mit weissem Logo hat. Es ist invertiert. Bild: fam

«Der Kern bleibt derselbe»

Der Schritt in die Politik ist für Luzius Mettier eine neue Herausforderung. Denn bisher konnte er noch keine politischen Erfahrungen sammeln – diese schöpft er aus seiner Tätigkeit als eidg. dipl. Einkäufer und Projektmanager mit Führungskompetenz, wie er auf seiner Website schreibt. «Ich habe gelernt, Verhandlungen zu führen, Ressourcen zu verwalten und strategisch zu planen.» Wichtig seien diese Fähigkeiten auch im Schulalltag, insbesondere bei der Verwaltung von Budgets, der Beschaffung von Lehrmaterial und der Zusammenarbeit der verschiedenen Interessengruppen. «Der Kern bleibt immer derselbe, egal ob ich jetzt Kreide kaufe oder ein Budget verwalte.»

Neben den praktischen Erfahrungen hat Mettier auch rund 22 Jahre Schulerfahrung «an der Basis». «Ich war nicht nur im Sitzungszimmer, sondern auch direkt in den Schulgängen unterwegs. Mit drei Kindern in den unterschiedlichsten Schulstufen kenne ich das Geschehen an der Basis genau.» Und aus ebendiesen drei Kindern und deren Zeit an der Schule setzen sich seine 22 Jahre Erfahrung zusammen.

Die Schule geniesst in der Familie Mettier einen hohen Stellenwert. Denn Luzius Mettiers Frau ist eine angehende Lehrerin. Darauf angesprochen, ob seine Kandidatur mit der Ausbildung seiner Frau in Verbindung stünde, verneint der Bernecker. «Aber wir haben den Vorteil, dass wir wissen, was in den Schulen wirklich abgeht.»

«Nicht endlose Debatten führen»

Diese Erfahrungen und diesen Einblick in die Schule will Mettier dahingehend nutzen, um «Luege, lose, laufe» durchzusetzen. Er erklärt: «Zuerst ist es wichtig, sich mit den bestehenden Strukturen auseinanderzusetzen und einen vertieften Einblick zu gewinnen, bevor man neue Projekte anpackt.» Konkret bedeutet das: «Weniger Bürokratie, mehr klare Entscheidungen. Man muss nicht jede Kleinigkeit endlos diskutieren – manchmal braucht es einfach jemanden, der anpackt.»

Als Erstes würde er daher Gespräche mit allen Beteiligten führen. Darunter Schulrat, Schulleitung, Lehrer, Schüler und Eltern. «Dadurch will ich ein klares Bild von der Situation bekommen und basierend darauf dann priorisierte Massnahmen einleiten, um die Probleme anzugehen. Entscheidungen schneller umsetzen, die Kommunikation vereinfachen und nicht endlose Debatten über Nebensächlichkeiten führen.

Patrizia Fiechter Bild: zVg Collage: rheintal24

Den Wählern eine Wahl ermöglichen

Die wilde Kandidatur ist das gute Recht von Mettier, doch es als Polit-Neuling und ohne Partei im Rücken mit einer gestandenen Parteipolitikerin aufzunehmen – erinnert das nicht etwas an den Kampf David gegen Goliath? «Ich biete den Wählern etwas Neues. Sie haben eine Alternative, nicht auf den bestehenden Pfaden zu bleiben. Und ich biete der Gemeinde eine gute neue Chance.»

Doch die Herausforderung ist nicht klein; dem ist sich auch Luzius Mettier bewusst. «Dennoch bin ich überzeugt, dass die Wähler nicht nur Popularität, sondern auch Kompetenz und frische Perspektiven schätzen. Es ist wichtig, dass alle Wähler eine echte Wahl haben.»

«Jeder macht mal einen Fehler»

Diese wilde Kandidatur kommt nicht ohne Gegenwind aus. In einem Leserbrief im «Rheintaler» schiesst Helga Klee, ehemalige FDP-Kantonsrätin, stark gegen Mettier und seine Kandidatur. Sie sagt unter anderem, dass, wenn man Mettiers Homepage anschaue, er von einer Schulgemeinde spreche – obwohl Berneck seit mehreren Jahren eine Einheitsgemeinde sei.

Luzius Mettier erklärt das Missverständnis: «Genau diese Rotstiftpolitik(er). Jeder macht mal einen Fehler, auch ich. Aber wenn das grösste Problem in Berneck ein veralteter Begriff auf der Webseite ist, so scheint ja alles andere blendend zu laufen, oder?»

«Böse Zungen haben immer etwas zu meckern»

Doch die Vorwürfe im Leserbrief gehen weiter. «Wenn Mettier weiter schreibt, dass er gemeinsam mit den Lehrern die Herausforderungen der Zukunft meistern möchte, erinnere ich ihn gerne daran, dass die Mehrzahl der Lehrpersonen in Berneck weiblich sind.» Für Klee sei der Fall daher klar: «Meine Stimme geht an die erfahrene Gemeinderätin Patrizia Fiechter.»

An Luzius Mettier wird in diesem Leserbrief kein gutes Haar gelassen. Damit konfrontiert, kontert Mettier: «Böse Zungen haben immer etwas zu meckern. Was Peter über Paul sagt, sagt mehr aus über Peter als über Paul.»

Wer von beiden – Mettier oder Fiechter – das Rennen am Schluss machen wird, steht noch in den Sternen. Der Wahlgang am 22. September wird Klarheit bringen.

Fabian Alexander Meyer
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