Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Oberriet
14.05.2024
13.05.2024 20:12 Uhr

«’Win-win-Situation’ für alle»

Hannes Arbenz und Armin Loher
Hannes Arbenz und Armin Loher Bild: zVg
Die Arbenz RVT aus Oberriet steht wegen angeblicher «absichtlicher Täuschung» des Versicherungspools Rheintal in der medialen Kritik. Verwaltungsratspräsident Hannes Arbenz und Verwaltungsrat Armin Loher kontern im Exklusivgespräch mit rheintal24.

Hannes Arbenz, Armin Loher, seit 2007/08 betreuen Sie als Broker den Versicherungspool Rheintal. Können Sie beziffern, wie hoch die Einsparungen für die angeschlossenen rund 60 Rheintaler Gemeinden und Institutionen bis dato etwa waren?
Rund 800 Policen wurden analysiert und im Pool zusammengefasst. Dadurch konnte eine Einsparung von etwa 29 Prozent erzielt werden – bei einer substanziellen Deckungsverbesserung. Eine «Win-win-Situation» also für alle, insbesondere auch für kleinere Institutionen und Verbände. Mit der umfassenden Betreuung aus unserer Hand wurde auch die Administration wesentlich vereinfacht.

Trotzdem wurde in jüngster Vergangenheit Kritik laut; einerseits soll Arbenz RVT den Versicherungspool Rheintal «absichtlich getäuscht» haben, andererseits hätten die Gemeinden zu Unrecht auf die Rückforderung der Differenz zwischen Ihrer Provision (Courtagen bzw. Verwaltungskostenanteil) und dem tatsächlichen Aufwand verzichtet. Was sagen Sie zum Vorwurf, Sie hätten zu tiefe Courtagensätze angegeben?
Seit Poolgründung haben wir die Verantwortungsträger umfassend und verständlich über die Courtagensätze informiert. Für alle diese Personen waren denn auch die Courtagen kein Thema. Zudem haben alle unsere Kunden über das betreffende Onlineportal Einsicht in die jeweils aktuell gültigen Courtagensätze. Der von Ihnen angesprochene Vorwurf betrifft ein Schreiben aus dem Jahr 2016. Darin wurde die Courtage über den gesamten Pool errechnet und mit 6,85 Prozent ausgewiesen. Von einem generellen Einheitscourtagensatz war darin nie die Rede, dennoch hat uns jemand dies unterstellt. Jeder Versicherungsexperte weiss, dass die Courtagen nach Branchen unterschiedlich sind. Der Vorwurf einer absichtlichen Täuschung ist daher haltlos. Unsere Reports über Aufwand und Courtagenertrag sind ziemlich ausgeglichen. Das Risiko bei Mehraufwendungen liegt voll aus unserer Seite; wir können keine zusätzlichen Honorare in Rechnung stellen.

In Schriftstücken, in die rheintal24 Einsicht nehmen konnte und die an den Versicherungspool Rheintal gerichtet waren, werden die beanstandeten Zahlen aufgelistet, die Aufwendungen ebenso wie die Einnahmen der Arbenz RVT. Warum kam trotzdem der Vorwurf der Intransparenz auf?
Weil der erhobene Vorwurf von einer Person, aus welchen Gründen auch immer, aus dem Zusammenhang des Schreibens herausgenommen wurde und nicht unserem Text im gesamten Wortlaut entspricht. Wir verweisen diesbezüglich auf den Bericht des «St.Galler Tagblatts» vom 06.05.24, worin der Präsident des Versicherungspool Rheintal wie folgt zitiert ist: «Er betont, dass die Courtagensätze den Gemeinden bereits bei der Vergabe der Versicherungspolicen bekannt seien». Die Transparenz war somit von Beginn an gegeben. 

«Das Risiko bei Mehraufwendungen liegt voll aus unserer Seite.»
Hannes Arbenz

Unglücklich formuliert war in einem Schreiben von 2016, dass die Courtagensätze bei allen Versicherungsgesellschaften einheitlich seien, nämlich 6,85 Prozent. Was war damit tatsächlich gemeint und würden Sie das heute auf andere Art formulieren?
Im Schreiben wurden die gesamten Jahresprämien 2015 über alle versicherten Branchen des Pool Rheintal dem Total der erhaltenen Courtagen gegenübergestellt. Das ergab einen Prozentsatz von 6,85 Prozent. Der Begriff «genereller Einheitssatz» wurde uns unterstellt und existiert im Schreiben von 2016 nicht. Auch die Aussage, die Courtagensätze bei allen Gesellschaften seien 6,85 Prozent, stammt nicht von uns. Über Formulierungen lässt sich immer streiten, aber uns des täuschenden Verhaltens zu verdächtigen, ist ebenso ungerechtfertigt wie böswillig. Im Vordergrund zur Auswahl des Anbieters steht immer das Leistungs-Prämienverhältnis und nicht die Courtagensätze, die in den Prämien inkludiert sind. Der Pool entscheidet über die Vergabe der Versicherungen; wir setzen diese Beschlüsse um.

Und was sagen Sie zum Verzicht auf die Courtagen-Rückforderung; diese seien nicht rechtens?
Auch dieser Vorwurf ist unzutreffend. Zwischen unseren Partnern und uns besteht eine Vereinbarung, worin unsere Leistungen und das Entgelt geregelt sind. Wir geben die Garantie ab, dass die versprochenen Leistungen immer ohne Zusatzkosten abrufbar sind, selbst dann, wenn unsere aufgewendeten Arbeitsstunden in Franken umgerechnet den eingenommenen Verwaltungskostenanteil übersteigen. Dies ist etwa dann der Fall, wenn Unwetter für zahlreiche Schadenfälle sorgen und die Leistungsabwicklung kompliziert und zeitraubend ist. Die Verteilung von Chancen und Risiken betreffend Kosten ist somit für unsere Partner im Voraus unmissverständlich, klar budgetierbar und administrativ unkompliziert.

Das heisst, Sie verzichten, wenn Ihre Aufwendungen höher sind als die Courtagen, auf eine In-Rechnung-Stellung des Mehraufwands?
Genau.

Von welchen Zahlen sprechen wir – wie hoch ist das Auftragsvolumen Ihres Brokermandats beim Versicherungspool Rheintal und demzufolge die Courtagen?
Aus Vertraulichkeitsgründen dürfen wir keine konkreten Zahlen nennen. Jedoch entsprechen die Courtagen zur Deckung unserer fortlaufenden Betreuungskosten bei Weitem nicht einer halben Million. Im Jahr 2023 war der Aufwand praktisch gleich hoch wie der Ertrag, wie wir bereits gegenüber dem «Rheintaler» aufzeigen konnten (vgl. Rheintaler Weekend vom 12.1.2024).

«2023 war der Aufwand praktisch gleich hoch wie der Ertrag.»
Armin Loher

Und wie hoch ist die Differenz zum tatsächlichen Aufwand, den die Gemeinden theoretisch zurückfordern könnten?
Weil die Differenzbeträge (positiv und negativ) wie erwähnt überschaubar sind, war das im Pool kein Thema. Daher ist in den Mandatsvereinbarungen festgehalten, dass die Courtagen dem Versicherungsbroker für seine Aufwendungen zustehen.

Wie kommen das «Tagblatt» und der «Rheintaler» denn auf Zahlen in Millionenhöhe, die «den Gemeinden zustehen» würden?
Es ist uns und den Verantwortlichen der Poolinstitutionen nicht möglich, die kommunizierten Zahlen nachzuvollziehen. Die genannten Beträge entsprechen insgesamt den Einnahmen aus all den Jahren. Wir investieren viel Aufwand in die laufende Betreuung und die Weiterentwicklung. Der Rückhalt und die wohlwollenden Rückmeldungen in den vergangenen Monaten aus den Institutionen bestätigen unsere Bemühungen sowie auch den Mehrwert, den das Poolmodell gegenüber der öffentlichen Hand gewährleistet. Wieso «Zahlen in Millionenhöhe» herumgeboten werden, müssen Sie jene fragen, die derartige Falschbehauptungen verbreiten.

Abschliessend: Wie sehen Sie dem Entscheid des Altstädter Stadtrats entgegen, der entscheiden muss, wie es für die Stadt mit dem Versicherungspool Rheintal weitergeht?
Wir haben alle Dokumente dem Stadtrat zukommen lassen und sind überzeugt, dass der Stadtrat und die GPK von Altstätten feststellen werden, dass die betreffenden Vorwürfe jeder Grundlage entbehren. Dennoch hat uns und der bewährten Poollösung die bisherige, häufig einseitige und teilweise massiv faktenwidrige Medienberichterstattung geschadet. Umso mehr, als die Arbeit unserer Mitarbeiter um die Poolbelange geschätzt und anerkannt wird.

Der Versicherungspool Rheintal

Zum Pool gehören heute neben den 14 politischen Gemeinden 24 Zweckverbände und zweckverbandsähnliche Vereine, zehn Schulgemeinden sowie 15 Vereine, die von politischen Gemeinden massgeblich finanziert werden (wie Spitex-Vereine und Bibliotheken). Im Pool werden die Versicherungspolicen gebündelt und dadurch bei den Prämien Einsparungen von mehreren 100'000 Franken jährlich realisiert.

Auf Empfehlung von Fachjuristen haben die Gemeinden inzwischen den Verein «Versicherungspool Rheintal» gegründet. Er verantwortet seit Frühjahr 2024 im Auftrag der Poolmitglieder die Ausschreibungen und Zuschläge in Zusammenarbeit mit dem Broker. Der Vereinsvorstand setzt sich aus dem Widnauer Gemeindepräsidenten Bruno Seelos (Präsident), der Balgacher Gemeindepräsidentin Silvia Troxler (Vizepräsidentin) und dem Oberrieter Gemeindepräsidenten Rolf Huber zusammen.

rheintal24/stz.