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Walzenhausen
03.05.2024
19.06.2024 16:12 Uhr

Grosser Wurf für kleine Bahn vor 25 Jahren: Die Walzenhauser Bahn erhielt das promiente Gleis Nummer 1

Das seinerzeitige, unter dem Dach des alten Bahnhofs Rheineck verlaufende SBB-Gleis 1 dient seit 1999 der Walzenhauser Bahn. Vorne der alte, hinten der neue Bahnhof.
Das seinerzeitige, unter dem Dach des alten Bahnhofs Rheineck verlaufende SBB-Gleis 1 dient seit 1999 der Walzenhauser Bahn. Vorne der alte, hinten der neue Bahnhof. Bild: Peter Eggenberger
1999 und damit vor 25 Jahren erhielt die Walzenhauser Bahn in Rheineck das unmittelbar am alten Bahnhof vorbeiführende Gleis Nummer 1. Seit dieser Aufwertung fährt der rote Triebwagen bis zum neuen Bahnhof mit Kiosk und sanitären Anlagen sowie den SBB-Geleiseunterführungen, womit für Reisende deutlich mehr Komfort erreicht worden ist.

Früher befand sich die Endstation der Rheineck-Walzenhausen-Bergbahn (RhW) beim grossen Parkplatz östlich des alten Bahnhofgebäudes in Rheineck. Mit der Aufhebung des SBB-Bahnhofgebäudes aus dem Jahr 1911 und dem 1998/99 erfolgen Bau des heutigen Bahnhofs wurde das Gleis 1 der SBB ausser Betrieb gesetzt.

Edgar Künzler, Ur-Walzenhauser, diplomierter Bauingenieur HTL und Mitglied der damals noch eigenständigen RhW-Aktiengesellschaft überzeugte und begeisterte den damals von Kantonsrat Peter Hohl präsidierten RhW-Verwaltungsrat von der Idee «Das freigewordene Gleis 1 muss in den Dienst unserer Bahn gestellt werden».

Intensive Verhandlungen

Sofort setzte eine intensive Verhandlungstätigkeit ein, wobei sich das fachliche Beziehungsnetzt von Edgar Künzler als überaus wertvoll erwies. Als noch eigenständige Aktiengesellschaft unterstand die RhW damals der Verwaltung der Rorschach-Heiden-Bergbahn (RHB).

«Die RHB-Mitarbeiter mit Betriebschef Sepp Stark und Stellvertreter Heinz Niederer haben mich tatkräftig unterstützt und mir vor allem den mühsamen Papierkram mit verschiedensten Entscheidungsträgern wie SBB, Bauverwaltungen und Baufirmen abgenommen», blendet der heute 87-jährige Künzler zurück.

Korrektionsstrecke von 400 Metern Länge

Das neue, auf die RhW-Spurweite von 120 Zentimetern angepasste Geleise wurde ab der Strassenüberführung Rheineck-Gaissau bis zum Bahnhof und damit auf einer Länge von vollen 400 Metern neu verlegt. Am Streckenende wurde mittels einer Rampe zudem ein behindertengerechter Zugang zum Triebwagen realisiert, von dem auch Familien mit Kinderwagen und Biker profitieren.

Weiter kann unter dem Dach vom alten Bahnhof in den RhW-Wagen gewechselt werden, was Reisende bei Schlechtwetter zu schätzen wissen. Kurz und gut, die vor einem Vierteljahrhundert realisierte Neuerung war eine überaus wertvolle Aufwertung der Walzenhauser Bahn, die seit 1896 die Verbindung ans Schienennetz der SBB sicherstellt.

1857 wurde Rheineck an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Das damalige Bahnhofgebäude war denkbar einfach gehalten. Als dann aber deutsche Herrschaften aus dem Fürstenhaus Hohenzollern regelmässig zu ihrem Schloss Weinburg im Buriet (Gemeinde Thal) reisten, erhielt ​ Rheineck 1911 ein standesgemässes Bahnhofgebäude mit prachtvoll ausgestattetem Wartsaal für Reisende der ersten Klasse.

Hier warteten unter anderem der rumänische König Carol I und Zita, die letzte Kaiserin von Österreich- Ungarn, auf die Weiterfahrt ihrer Züge. Mit dem Bahnhof- Neubau (1998/99) wurde das Bahnhof-Prunkgebäude zum Kulturpalast, der wenige Jahre von Erwin Feurer betrieben wurde. Im entsprechenden Restaurant fand sogar eine der RhW-Generalversammlungen statt. Seit 2009 dient der alte Bahnhof als Schulgebäude für das St. Galler Weiterbildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe (BZGS).

Peter Eggenberger