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07.04.2024

Neue Tierarten im Bodensee

Quaggamuscheln finden sich aktuell noch nicht in der Zentralschweiz - das soll auch so bleiben.
Quaggamuscheln finden sich aktuell noch nicht in der Zentralschweiz - das soll auch so bleiben. Bild: zvg
Nicht nur die Quagga-Muschel droht, das biologische Gleichgewicht des Bodensees zu verändern. So wurden im vergangenen Jahr zwei neue Flohkrebsarten und ein Süsswasser-Borstenwurm entdeckt, die neu über die Donau und den Rhein zugewandert sind.

Immer wieder kommt es vor, dass sich neue Arten im Bodensee ausbreiten. So die bereits bekannt-berüchtigte Quaggamuschel, die den Fischen die Nahrung wegfrisst und sich im Turbotempo im ganzen See ausbreitet. Und bei den Trinkwasserversorgern für grosse Probleme sorgt, da sie die Ansaugleitungen durch ihre Besiedlung zu verstopfen droht.

Auswirkungen der Zuwanderer

Das Hydra-Institut in Konstanz, das auf wirbellose Tiere spezialisiert ist, untersucht laufend die Auswirkungen dieser Zuwanderer auf das Ökosystem Bodensee. Es habe sich bei den Wirbellosen zwar das Tempo bei der Einwanderung neuer Arten verlangsamt, dennoch seien seit einem Jahr drei neue Arten zu beobachten. Zwei Flohkrebsarten, und zwar der grosse Höckerflohkrebs und der Echinogammarus, sowie ein Süsswasser-Borstenwurm.

Dieser Wurm hat sich den Weg über die Donau und den Rhein in den Bodensee gesucht und komme derzeit in vereinzelten Proben vor. Es gibt bisher nur wenige Daten, wie sich dieser Borstenwurm in Seen verbreitet, da man bis jetzt nur die Verbreitungstendenz in Flüssen kennt.

Fressen der neuen Gattung

Die «Zuwanderer» könnten prinzipiell eine Nahrungsquelle für die heimischen Fische sein. Diese müssen aber zunächst einmal auf den Geschmack kommen. Was heisst, dass ein Fisch oder eine Gruppe von Fischen gelernt haben muss, dass sich das Fressen der neuen Gattung auch energetisch lohnt. So hat es Jahre gedauert, bis die Quagga-Muschel von heimischen Fischen gefressen wurde. Inzwischen zählt sie aber beim Rotauge zur Grundnahrung. Was die Ausbreitung dieser invasiven Muschel aber nicht aufhalten konnte und kann.

Auch die Fischer des Sees entdecken immer wieder neue Arten. So gibt es seit 1983 alle Jahre ein paar Sichtungen der chinesischen Wollhandkrabbe, sie in der Nordsee im Rhein und in der Elbe eingeschleppt und heimisch wurde. Das kleine Tier kann in grossen Gruppen Distanzen von mehr als tausend Kilometer zurücklegen. Es gibt Funde dieser Krabbe im Oberrhein. Es ist nicht klar, ob sie auf Schiffen in Richtung Bodensee geschleppt wurden oder es tatsächlich geschafft haben, sozusagen per pedes bis hierher zu wandern.

Vermehrung nur im Brackwasser

Die Wollhandkrabbe kann sich aber im Schwäbischen Meer nicht vermehren, denn dies funktioniert nur im Brackwasser. Sollte der Rhein aber zum Wanderweg für diese Krabbe werden, so kann sie sich auch hier weiter ausbreiten. Dann hätten wir einen neuen wirbellosen Räuber im Bodensee. So jedenfalls die Aussage des Hydra-Instituts Konstanz.

rheintal24/gmh/uh