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Kommentar
Wahlen 2024
05.03.2024
05.03.2024 15:39 Uhr

Wenige Gewinner – und viele Verlierer

Karin Hasler wird als einzige Frau aus dem Rheintal im Kantonsrat politisieren
Karin Hasler wird als einzige Frau aus dem Rheintal im Kantonsrat politisieren Bild: Ulrike Huber
Die Rheintaler SVP ist aus den Kantonsratswahlen im Wahlkreis Rheintal als klare Siegerin hervorgegangen. Verlierer gibt es viele. Ein Kommentar von Chefredaktor Gerhard Huber.

Die Wahlen sind geschlagen. Die Wahlplakate können wieder abgeräumt und in den Depots verstaut werden. Zeit für eine Bilanz. Wer hat im Wahlkreis Rheintal reüssiert? Wer sind die Geschlagenen? Eine Antwort ist schnell gefunden. Die SVP konnte ihr Wahlergebnis von 2020 um sehr gute fünf Prozentpunkte verbessern. Was sich aber nicht in einem zusätzlichen Kantonsratssitz Niederschlag gefunden hat.

Lediglich noch eine Frau

Die grössten Verliererinnen dieses Wahlgangs sind zweifellos die Rheintaler Frauen. Denn von den siebzehn Kantonsräten, die unser Wahlkreis stellt, firmiert mit Karin Hasler aus Balgach (SP) lediglich noch eine Frau. Die bisherige Kantonsrätin Carmen Bruss (SVP) musste sich innerparteilich Christian Freund geschlagen geben, der dank eines intensiven Wahlkampfes die Diepoldsauerin überholt hat.

Warum das vermeintlich schwächere Geschlecht im Rheintal politisch nur noch eine geringe Rolle spielt? Die Antworten sind vielfältig. Zum einen betonten im Vorfeld die Proponenten der Parteien, dass es aussergewöhnlich schwierig sei, Frauen für ein öffentliches Amt zu gewinnen. Diese würden sich ein Engagement einfach genauer überlegen als die Herren der Schöpfung. Besser überlegen und intensiver nachdenken? Genau diese Eigenschaften würden die Frauen ja eigentlich bestens für ein Amt als Kantonsrätin prädestinieren.

Keine Risken bei den Wahllisten

Nein, der wahre Grund für die Unterrepräsentation der Frauen liegt wohl darin, dass die bürgerlichen Parteien und auch die beiden Grün-Parteien bei der Erstellung der Wählerlisten keine Risiken eingehen wollten und die Bisherigen und bekannten Lokalpolitiker auf die wählbaren Plätze setzten. Also auf Nummer Sicher gegangen sind. Bleibt zu hoffen, dass weibliche politische Talente, wie die bei der FDP als Viertplatzierte auf dem ersten Nachrückplatz befindliche Vivienne Oggier, künftig ihre echte Chance erhalten, in den Kantonsrat Eingang zu finden.

Aber zurück zum Abschneiden der Parteien, wo sich der seit einigen Kantonsratswahlen zu beobachtende Trend des Stimmenschwundes der bürgerlichen Parteien Mitte und FDP zugunsten der SVP fortsetzte. Während die Mitte nur minim von 24,5 Prozent der Stimmen von 2020 auf 23,4 Prozent zurückfiel, hat es die FDP mit einem Rückgang von 18,2 auf 15,4 Prozent stärker getroffen. Die Ursache vermeinen viele Wahlbeobachter darin zu finden, dass die FDP als einzige Partei keine prominenten Altstätter auf der Liste hatten und daher gerade im Städtli wenig reüssieren konnte.

Intensive und aufwändige Arbeit

Denn an der politischen Arbeit der FDP-Kantonsräte Rolf Huber, Peter Nüesch und Alexander Bartl, die alle wiedergewählt wurden, kann es nicht gelegen haben. Haben doch gerade diese drei Mandatare in den Kommissionen intensive und aufwändige Arbeit geleistet.

Verloren haben auch die Grünen, die von ihren mageren 8,5 Prozent in 2020 auf nunmehr noch geringere 6,2 Prozent zurückgefallen sind. Die Gründe hierfür? Zweifellos haben die Klimakleber und sonstige Aktivisten der grünen Idee keinen Gefallen getan. Zweifellos ist auch der Spitzenkandidat Meinrad Gschwend zwar inzwischen eine grüne Institution im Rheintal. Zweifellos konnte er aber im Wahlkampf zu wenig Profil und Anziehungskraft aufbauen.

Praktikabel und zustimmungsfähig

Was des einen Leid ist des anderen Freud. Denn es scheint, als ob die von den Grünen abgewanderten Wähler sich direkt der GLP zugewandt haben. Diese konnten von 4,7 auf 6,9 Prozent zulegen. Was auch an ihrem Spitzenkandidaten, dem Altstätter Gemeindepräsidenten Ruedi Mattle gelegen ist. Einem Politiker, der in seiner ständigen Arbeit zeigt, dass grüne Ideen durchaus auch praktikabel und zustimmungsfähig sein können.

Die SP konnte ihre Stimmenanteile von 11 Prozent unverändert beibehalten. Ein schöner Erfolg für die beiden an wählbarer Stelle nominierten Kandidaten Remo Maurer und Karin Hasler.

Exakt dieselbe Riege

Alles in allem hat sich aber durch diese Kantonsratswahl für die politische Arbeit im Wahlkreis Rheintal nicht viel verändert. Mit Ausnahme von Chrigl Freund, der Carmen Bruss ablöst, zieht exakt dieselbe Riege an Politikern wieder in den Kantonsrat ein, die schon bisher am Werk war. Und es sei erlaubt, den Wahlverlierern einen guten Rat zu geben: Stellt eure Leistungen nicht erst in den Monaten vor der Wahl in den Fokus, sondern haltet euch an das alte Sprichwort «Tue Gutes und rede darüber!»

 

pd/rheintal24/gmh/uh