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Vorarlberg
02.03.2024

Hypo Vorarlberg im Signa-Schulden-Strudel

Die Zentrale der Hypo Vorarlberg in Bregenz
Die Zentrale der Hypo Vorarlberg in Bregenz Bild: vorarlberg.orf.at
Etwa 200 Millionen soll die Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank als Kreditsumme an Gesellschaften und Stiftungen im Umfeld des bekannten Immobilientycoons René Benko und seiner Signa-Gruppe vergeben haben. 131.2 Mio. davon dürften ausfallen.

Es ist ein veritables Desaster für die Hypo Vorarlberg. Trotz wiederholter Warnung vor der Risken ihres Kreditgeschäftes mit der Signa Holding, wurden festgestellte Mängel in der Risikobewertung nicht behoben. Das Resultat dieser Vorgangsweise: der Grossteil der an das Umfeld von René Benko vergebenen Kredite in Höhe von gesamt 200 Millionen, nämlich 131,2 Millionen, dürften nach einem Bericht des ORF ausfallen.

61 Prozent der Kredite nicht besichert

In einer Zeit, in der es einfachen Häuslebauern kaum mehr gelingt, an notwendige Kredite zu gelangen, seien frappierende 61 Prozent der Kredite der Hypo Vorarlberg an die Signa-Gruppe nicht besichert gewesen.

Von den ausgefallenen Krediten würden 28,1 Millionen ein Bauprojekt am Kurfürstendamm in Berlin und 32,9 Millionen ein Projekt in der Mariahilfer Strasse in Wien betreffen. Weitere vier Millionen dürfte bei einem Kredit für ein Bauprojekt im Südtiroler Bozen verloren sein. Weshalb die relativ kleine Vorarlberger Landesbank derartige Projekte, die mit dem Ländle nichts zu tun haben, in dieser Höhe finanzierte, bleibt wohl unergründlich.

Anders verhält es sich mit den ebenfalls ausgefallenen 15,7 Millionen Euro für die «Muxel Berggasthof Schlössle GmbH», die auch den Hotelbetrieb «Chalet N» in Lech betreiben sollte. Dabei wurde etwa auch auf das Personalwohngebäude in Lech nunmehr wohl uneinbringliche 3,2 Millionen Euro aufgenommen. Dazu kommt ein ebenfalls vom Ausfall bedrohter offener Kreditrahmen über 17 Millionen.

Risikostrategie nicht angemessen

Die Österreichische Nationalbank habe bei einer Prüfung der Hypo im Jahr 2022 bereits kritisiert, dass diese «das Risiko aus Immobilienfinanzierungen in der Risikostrategie und im Berichtswesen nicht angemessen adressiert» hätte. Die von der Bank besicherten Immobilien seien nicht «durchgängig umsichtig» bewertet worden.

Aber auch aus einem anderen Grund hätten schon weit früher die Alarmglocken in der Hypo bimmeln müssen. Denn die Signa gab wiederholt Schuldverschreibungen aus. Auch über die Hypo Vorarlberg. Die selbst einen Anteil über 25 Millionen Euro bei einer im April 2021 von ihr emittierten Anleihe zeichnete. Und damit auch zur Nachfrage nach dieser Obligation beitrug.

Diese Anleihe sollte spätestens bis zum Ende des Jahres 2021 zurückgezahlt werden. Warum wurde dieser Kredit gewährt? Man befürwortete den Kredit laut dem ORF vorliegenden Unterlagen «in Anbetracht der kurzen Laufzeit». Und für den Kredit spreche auch Benkos «weitverzweigtes Netzwerk in Wirtschaft und Politik». Wobei ein leitender Angestellter der Hypobank aber kritisch angemerkt habe, man solle «in Anbetracht der sehr komplexen Gesellschaftsstruktur und der damit einhergehenden nicht einfachen Interpretation der Konzernzahlen» der Signa in Zukunft lieber nur noch besicherte Kredite geben.

Anfrage im Landtag

Was verlautete die Hypobank zu diesem Kreditchaos? In einer von Landeshauptmann Markus Wallner bereits im Dezember 2023 beantworteten Anfrage im Landtag zur Verstrickung der Hypo in die Signa-Pleite hiess es in einer Stellungnahme der Bank: «Die Hypo Vorarlberg vergibt Finanzierungen in marktüblichen Strukturen und mit entsprechender Besicherung.» Es gebe eben einen Unterschied zwischen ausgefallenen Krediten und nicht besicherten Krediten, so die Hypo. Ein Kredit, der ausfalle, könnte auch besichert gewesen sein.

Und Hypo-Vorstandsvorsitzender Michel Haller sagte in dieser Woche, man habe marktüblich besicherte Kredite vergeben. Ein ausgefallener Kredit bedeute nicht, dass dieser unbesichert sei. Ein ausgefallener Kredit ein banktechnischer Begriff sei, der bedeutet, dass der Kreditnehmer zwar in Schwierigkeiten ist, zum Beispiel mit Zahlungen im Rückstand ist. Es heisse aber nicht, dass der Kredit unbesichert ist.

Diese Aussage stehe auch nicht im Widerspruch dazu, dass die Nationalbank angibt, 61 Prozent der Hypo-Kredite an die Signa seien nicht besichert gewesen. Diese Diskrepanz sei kein Widerspruch, so Haller, sondern hänge mit den Regeln des Meldewesens zusammen: Das Meldewesen gebe kein Abbild über den wirtschaftlichen Gehalt einer Position.

rheintal24/gmh/uh