Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Region Vorderland
05.02.2024
19.06.2024 16:33 Uhr

Diese zwei Männer und drei Frauen leben 2024 in der Wiborada-Zelle

Von links nach rechts: Judith Bischof, Cathrin Legler, Hansruedi Felix, Judith Hosennen und Gabriel Imhof.
Von links nach rechts: Judith Bischof, Cathrin Legler, Hansruedi Felix, Judith Hosennen und Gabriel Imhof.
Aus 13 Bewerbungen hat das ökumenische Team des Wiborada-Projekts fünf Personen ausgewählt. Sie lassen sich wie die Stadtheilige aus dem 10. Jahrhundert in eine Klause bei der Kirche St.Mangen einschliessen.

Die Inklusen im Portrait

Die St.Gallerin Judith Bischof macht den Anfang vom 26. April bis zum 03. Mai 2024. «Wiborada hat mit einer riesigen Portion Mut als Frau sehr authentisch ein aussergewöhnliches Leben geführt», sagt die 62-Jährige. Als Sachbearbeiterin im sozialen Bereich beeindruckt sie, wie Wiborada «Menschen aller Gesellschaftsschichten in Milde und Mitgefühl begegnet ist, die einen selbstlos in ihrer Existenz unterstützt hat und andere mit ihrer Weisheit und Weitsicht beraten».

Der pensionierte Stadtpfarrer Hansruedi Felix lebt vom 03.-10.Mai in der Wiborada-Zelle. Die Basis für eine gesunde und heilsame Lebensführung ist für ihn die doppelte Verwurzelung des Menschen im Inneren und Äusseren, wie Wiborada sie lebte. «Es ist mir wichtig, solche Vorbilder zu kennen und mit ihnen unterwegs zu sein, insbesondere wenn es sich um eine prägende Frauenfigur handelt», sagt der 67-Jährige.

Cathrin Legler (10.-17.Mai.) hat «grossen Respekt» vor der ersten Nacht in der Zelle am 10.Mai. Die 49-jährige evangelisch-reformierte Pfarrerin in Kreuzlingen fragt sich jedoch auch, ob die Zeit in der Zelle bis zum 17.Mai «lange werden kann». Gleichzeitig freue sie sich auf eine Zeit ohne Ablenkung und Zerstreuung sowie auf bereichernde und herausfordernde Begegnungen am offenen Fenster. Wie die anderen Inklusen wird sie zweimal pro Tag das Fenster zur Stadt öffnen und von 13.30 bis 14.30 Uhr sowie von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr für Gespräche zur Verfügung stehen.

Religionspädagogik-Student Gabriel Imhof wünscht sich, durch seine Woche in der Zelle vom 17.-24. Mai, «Wiborada und dem spirituellen Schatz, den diese Mystikerin hinterlassen hat, näher zu kommen». Der 32-Jährige ist sich sicher, er werde weder Smartphone noch digitale Medien oder das Reisen im öffentlichen Verkehr vermissen.

Judith Hosennen markiert mit ihrer Woche in der nachgebauten Wiborada-Zelle auch einen beruflichen Wechsel: Die Mitarbeiterin Transportleitstelle bei der Schweizerischen Südostbahn SOB beginnt Mitte Mai eine Ausbildung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin. Vom 24.-31.Mai möchte sie zur Ruhe kommen. «Da ich eine sehr aktive Person bin, habe ich Respekt davor, eingeschlossen zu sein, obwohl genau das sehr fasziniert», sagt die 58-Jährige.

Wiborada von St.Gallen: Inklusin und Ratgeberin Wiborada ist neben Gallus und Otmar die dritte St.Galler Stadtheilige, fristet aber in St.Gallen bis heute ein Schattendasein. Die unerschrockene Frau liess sich 916 in eine Zelle bei der Kirche St.Mangen als sogenannte Inklusin einschliessen. Beim gewaltsamen Einfall der Ungarn bezahlte sie 926 mit ihrem Leben dafür. In ihrer Zelle stand ein Fenster stets offen für jene, die Rat und Hilfe suchten. Die beiden Viten über Wiborada erzählen, dass sich Äbte, Fürsten, Adlige, Mönche und Menschen der Stadt an ihrem Fenster beraten liessen.

Über das Wiborada-Projekt

Mit dem Projekt «Wiborada 2021-2026» möchte ein ökumenisches Team ihr den Platz in der Geschichte einräumen, der ihr gebührt. Seit 2021 lassen sich jedes Jahr fünf Personen für je eine Woche in der nachgebauten Zelle der Wiborada von St.Gallen einschliessen. So spüren sie dem Leben der mittelalterlichen Heiligen nach und entdecken ihre Bedeutung für Stadt und Kanton heute.

Interessierte für das kommende Jahr können sich bereits jetzt bei Projektleiterin Hildegard Aepli bewerben. Der Bewerbungsbogen ist auf der Website https://wiborada.sg/inklusen2025 zu finden.

pd/fam