«Auf die Socken, fertig, los!» So lautete das eigenwillige Motto des Unterhaltungsabends des Musikvereins Harmonie Oberriet, der am Freitagabend zum ersten Mal über die Bühne ging. Der zweite Auftritt folgt heute, Samstag, um 20 Uhr. Sämtliche Sockengeschäfte im Rheintal sind vermutlich leergekauft. Jedenfalls insoweit es sich um gelbe Socken handelt. Denn diese schmückten die MZH Burgwies, hingen wie Fähnchen in der Luft, standen auf den Tischen oder waren überlebensgross gestrickt worden.
Zwei gelbe Socken und prächtige Musik
Reise zu musikalischer Bestimmung
Warum gelbe Socken? Weil in der Begleitgeschichte des Abends, die zwischen den einzelnen Nummern erzählt und gespielt wurde, zwei gelbe Socken auf der Reise zu ihrer musikalischen Bestimmung waren. Und dabei auf bekannte Figuren aus der Weltgeschichte trafen. Wie auf Tarzan, Cäsar oder Aladdin. Mehr sei nicht verraten, denn vielleicht wollen sich einige unserer Leser das Geschehen ja heute noch selbst vor Ort zu Gemüte führen.
Dem Motto gemäss waren die kleinen Musiker der «Beginners» gekleidet. Wie gelbe Schlümpfe, Verzeihung, wie gelbe Socken sassen sie mit ihren Instrumenten auf der Bühne und spielten sich unter der Taktführung von Jessica Gächter erstaunlich reif für ihr Alter durch ihr Programm, in dem unter anderem musikalisch ein Drachen gezähmt und die Chroniken von Narnia erzählt wurden.
Faible für kuriose Auftritte
In der kurzen Umbaupause zu der von Anja Büchel geleiteten Jungmusik zeigte bereits der Aktivverein sein Faible für kuriose Auftritte. Eine Blasmusikpolonnaise vermischt mit Elementen der «Reise nach Jerusalem» zottelte zur Musik von «Zehn kleine Negerlein» (darf man das eigentlich noch sagen?) zur Belustigung des Publikums durch den Saal. Und auch der Auftritt der Jungmusik begann mit einem optischen Aha-Moment, als ein leibhaftiger Tarzan über die Bühne stürmte und damit die Musik von Phil Collins aus dem gleichnamigen Film ankündigte.
Die Jungmusiker zeigten ebenfalls eine reife Leistung und hangelten sich über irisch-schottische Klänge, orientalische Anleihen aus dem Film «Alladin» bis zu den «Highlights from Gladiator». Stets mit sehr guter Intonation und mitreissenden Rhythmen.
«Bonanza» aus den Sechzigern
Der Aktivverein zeigte ein abwechslungsreiches, musikalisch hochstehendes Programm. Einer der Höhepunkte: das Thema aus der Sechziger-Jahre Western-TV-Serie «Bonanza». Ein Highlight für alle inzwischen in die ergrauten Jahre gekommenen Kinder dieses Jahrzehnts, die mit den Cartwright-Söhnen Little Joe, Adam oder Hoss sozialisiert wurden.
Bereits zuvor hatten die Oberrieter Musiker mit den «Pirates of the Caribbean», oder jedenfalls mit der Filmmusik aus dem gleichnamigen Kinostreifen ihr Publikum verwöhnt. Wie in ihrem gesamten Vortrag zeigte sich der MV Harmonie Oberriet als professionell aufspielender Klangkörper mit breitem, sattem Sound und exzellentem Spiel. Die Register klanglich exakt voneinander abgegrenzt, meisterten sie unter der Direktion von Stefan Zeller bravourös jede Herausforderung. Eine Herausforderung, die auch die Solisten der einzelnen Stücke annahmen und absolut fehlerfrei erledigten.
Musikalischer Verwöhnabend
Ein Highlight dieses musikalischen Verwöhnabends war das «All-time-Highlight» der Jazzgeschichte, der Song «Birdland». Das Fusionjazz-Stück des Komponisten Joe Zawinul aus dem Jahre 1977 erreichte einen für einen Jazz-Titel ungewöhnlichen kommerziellen Erfolg und wurde auch zu einem Big-Band-Standard.
Video: Ulrike Huber
Wie geschaffen für die Oberrieter Musiker, die den Titel zu einer Hommage an den New Yorker Jazz-Club Birdland und den Spitznamen des legendären Jazz-Saxophonisten Charlie Parker machten. Ein schönes Erlebnis für jeden Musik-Feinspitz. Und ein prächtiger Auftritt des Posaunen-Registers des MVHO.
Im abschliessenden Stück «Coldplay in Symphony» konnten sich Sandra Baumgartner mit der Oboe, Jeannine Heeb mit dem Euphonium, Roger Wagner mit dem Altsaxophon, Christoph Heeb mit seiner Trompete, Alina Schneider und Felix Schneider mit den Waldhörnern und Damian Balmer mit dem Euphonium noch einmal als Solisten bewähren. Ehe das Publikum lautstark zwei Zugaben einforderte.