Leserbrief
Im Mitteilungsblatt der Gemeinde Diepoldsau, wird den Bürgern empfohlen sich vegan oder vegetarisch zu ernähren.
Über die Essengewohnheiten lässt sich diskutieren, dass jedoch die Energiestadtkommission Diepoldsau die Ernährung unserer Bürger bevormunden will, erachte ich sicher nicht als deren Aufgabe.
Die Kuh ist nicht «die Klimakillerin», wie sie in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Methan ist zwar nach CO2 das zweitwichtigste von Menschen verursachte Treibhausgas und besitzt eine hohe Klimawirkung. Neueste Studien haben ergeben, dass Methan viel weniger lang in der Atmosphäre bleibt als bisher angenommen, nämlich nur während ca. 12 Jahren. Im Vergleich dazu erwärmt CO2 das Klima während mehreren Jahrhunderten.
Die Kuh ist in den Kreislauf integriert, so verwerten die Kühe und andere Wiederkäuer unser Weideland, produzieren dabei Milch und Fleisch für die menschliche Ernährung und pflegen gleichzeitig unsere Landschaften. Das Gemeindegebiet der Gemeinde Diepoldsau umfasst 720 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Knapp die Hälfte davon (350 ha) werden als Wiese oder Weide genutzt.
Die produzierten Hofdünger aus der Tierhaltung tragen ihrerseits zur Fruchtbarkeit der Böden und damit zur besseren Kohlenstoffspeicherung bei. Schliesslich kann durch die Vergärung der tierischen Ausscheidungen, Energie produziert werden. Was gerade in der Gemeinde Diepoldsau durch die Biogasanlage vorbildlich gelebt wird.
In Diepoldsau hat der Nutztierbestand in den letzten 10 Jahren um 10% abgenommen. In welchem Ausmass haben sich die Anzahl Autos, die Anzahl Haustiere und die Anzahl Bewohner in Diepoldsau verändert?
Mir ist unbekannt, wie sich die Energiestadtkommission die Nutzung dieser Wiesen und Weiden ohne tierische Produktion vorstellt, soll nur noch intensiver Ackerbau betrieben werden. Wie würde dann eine nachhaltige Fruchtfolge aussehen?
Wenn es die Energiestadtkommission als wichtigste Aufgabe sieht unsere Ernährungsgewohnheiten zu beeinflussen, anstatt sich um die relevanten Herausforderungen zu kümmern, ist es Zeit darüber nachzudenken, ob es diese Kommission noch braucht.
Peter Nüesch, Tratthof, 9443 Widnau