Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Region Rheintal
15.08.2023
15.08.2023 09:50 Uhr

Im Kies: «Geschichtsunterricht auf unterhaltsam»

Heidi Salmhofer (Regie, Buch & Bühne).
Heidi Salmhofer (Regie, Buch & Bühne). Bild: Stadt Hohenems
Das Theater im Kies zeigt «die Korrektur eines Tunichtguts» und begleitet die Geschichte zum Rheindurchbruch bei Diepoldsau. Regisseurin Heidi Salmhofer plaudert über das Stück, dessen Premiere am kommenden Freitag, 18. August, ausverkauft ist.

Heidi Salmhofer hat das Stück konzipiert. Die studierte Theaterwissenschaftlerin und Publizistin ist in Wiener Neustadt geboren und absolvierte neben dem Studium parallel auch Schauspielunterricht.

Sie war von 2018 bis 2023 im Vorstand des «Theater Karussell» in Liechtenstein und im Gründungsteam der Festspiele Gutenberg in Balzers (FL). Als selbständige Theatermacherin und Kolumnistin in Vorarlberg lebt und arbeitet sie nun in Hohenems.

Frau Salmhofer, wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Theaterstück «Die Korrektur eines Tunichtguts» zu schreiben und warum haben Sie sich gerade der Thematik des Rheindurchbruchs bei Diepoldsau angenommen?

Ich glaube, dass es das Universum war, welches mir das gesagt hat. Vor zwei Jahren, kurz vor Corona, war ich bereits hier und habe mit einem Schauspielkollegen bei der «Kultour» mitgemacht (organisiert von den Gemeinden amKumma). Wir haben da am Steg oben auch so eine Art «Collage» gemacht, aber ein Lesetheater. Ich bin dann hier dringestanden und hab mir gesagt, hier möchte ich mal Theater machen.

Stefan Flatz ist dann auf mich zugekommen und hat gesagt: 'Heidi, da gibt’s die Idee für ein Theater zum Rheindurchstich und ob ich nicht Lust hätte, da was zu machen.' Und da hab ich natürlich sofort ja gesagt. Es stand dann die Frage im Raum, was macht man? Nur eine Geschichte, die am Rhein spielt, die gewisse Elemente aus einer Zeit mit hereinnimmt oder mehr.

Das Stück zeigt die Geschichte des Rheindurchbruchs aus verschiedenen Perspektiven. Welche Botschaft möchten Sie dem Publikum mit dem Stück vermitteln?

Man wandert wirklich mit dem Rhein, der da in dem Stück figürlich dargestellt wird. Man wandert mit einem Mann, dem Tunichtgut, durch die Zeit. Ich liebe es, die Geschichte der Rheinkorrektur theatralisch-humoristisch, mit ein bisschen Fantasie unterlegt, darzustellen.

Ich finde es cool aufzuzeigen, was am Rhein hätte passieren können, aber auch was tatsächlich passiert ist – also quasi «Gesichtsunterricht auf unterhaltsam».

Wie haben Sie diese Balance zwischen Unterhaltung und Ernsthaftigkeit bei «Die Korrektur eines Tunichtguts» gefunden?

Das geht gut. Einerseits gibt’s verschiedene Szenen, wo ich mir die Freiheit nehmen kann, Humor hineinzubringen. Dadurch, dass es eine Collage ist, gibt auf Urlaub oder hat natürlich auch andere Verpflichtungen. Alle zusammenzubekommen, ist die Herausforderung. Da Grenzüberschreitende hat uns untereinander nähergebracht, das ist das Verbindende.

Wir haben uns bei den Proben eher gefragt, warum der Hohenemser nicht in Diepoldsau spazieren geht und umgekehrt. Da gibt es so eine «gebaute Grenze» im Kopf. Wir haben auch ab und zu «in der Schweiz» geprobt und es ist schon deutlich zusammengewachsen untereinander. Das ist echt cool.

Simon Martin auf Pferd Valentin hier als J.J. Ender aus Mäder, Wolfgang Rainer als Kaiser, Marcus Harm (r.) hier als Gehilfe des Kaisers. Bild: Stadt Hohenems

Wie unterscheidet sich das Schreiben und Inszenieren eines eigenen Stücks von anderen Aufträgen, an denen Sie bereits beteiligt waren?

Bei einem eigenen Stück habe ich natürlich keinen Genierer, Dinge zu streichen. Wenn ich ein «fremdes» Stück übernehme, bin ich schon sehr respektvoll, weil ich weiss, was es heisst, selber zu schreiben und sich da was zu überlegen. Hier war es so, als ich das Stück geschrieben habe, da gibt es Elemente auf Hochdeutsch. Das ist vom Rhythmus her ok.

Aber das bekommt natürlich einen anderen Rhythmus, wenn es beispielsweise von einem Lustenauer «übersetzt» wird. Und da muss ich auch «loslassen» können und sagen ok. Wir lassen den ein oder anderen Satz oder den Schmäh weg, weil der so nicht mehr funktioniert. Wir adaptieren da in der Probenarbeit natürlich immer wieder neu.

Welche Erwartungen haben Sie an die Reaktion des Publikums auf «Die Korrektur eines Tunichtguts»?

Einerseits habe ich gemerkt, wie wichtig Geschichte und der Blick darauf ist. Ohne das, was die Menschen vor uns geleistet haben, könnten wir jetzt hier nicht sitzen. Das Stück ist eine Art Respekt gegenüber unserer Geschichte (und den Menschen aus unserer Vergangenheit). Es wäre schön, wenn das die Menschen mitnehmen. Natürlich auch den Blick darauf, dass Leute hier vor einigen Jahrzehnten noch um ihr Leben geschwommen sind und wir hier heute "Stand-Up-Paddeln».

Man sollte nicht immer Schuldgefühle wecken, aber sich die Geschichte ins Bewusstsein rufen. Ich glaube, das kann den Blick aufs Leben verändern. Eines der Schlusswörter, die der «Rhein» sagt: «Die Gegenwart ist schöner, wenn man sich der Vergangenheit bewusst und der Zukunft gewahr ist.»

Ein perfektes Schlusswort. Möchten Sie den Besuchern abschliessend noch etwas mit auf den Weg geben?

Laientheater ist sehr wichtig, und für mich ein wichtiger Bestandteil, auch professionelles Theater zu fördern, indem man das ernst nimmt. Besucher, die hier herkommen, werden vielleicht inspiriert, auch ein professionelles Theater zu besuchen. Das wäre mir wichtig.

sir/pd