Die Friedensglocke beim Henry-Dunant-Museum ist eine von weltweit 5 Kopien jener Angelus-Glocke, die den Atomabwurf auf die japanische Stadt am 9. August 1945 um 11.02 Uhr fast schadlos überstanden hatte. Die prachtvolle Glocke, ein Geschenk aus Nagasaki, traf im März 2010 in Heiden ein. Seither wird jedes Jahr am 9. August um 11Uhr mit dem Läuten im Rahmen einer öffentlichen Feier der Katastrophe von Nagasaki gedacht – und ein Zeichen für das Verbot von Atomwaffen gesetzt.
Die jüngsten Entwicklungen rücken dieses Anliegen wieder deutlicher in den Fokus der traditionellen Veranstaltung. Ein erneutes atomares Wettrüsten war nach der historischen Unterzeichnung des Nuklearvertrages (INF-Treaty) im Jahr 1987 durch die USA und die Sowjetunion kaum mehr denkbar.
Verantwortung liegt bei allen
Ein Vierteljahrhundert später verfügen mehr Staaten über Atomwaffen denn je. Die Arsenale werden hier wie dort modernisiert und die Hemmschwelle für einen Einsatz ist massiv gesunken. Dazu trägt auch der Entscheid der USA bei, Nuklearwaffen mit geringer Sprengkraft zu entwickeln. Hinzu kommt die Gefahr von Cyberangriffen, die als Auslöser für nukleare Vergeltungsmassnahmen denkbar werden.
Die Angst vor einem nicht begrenzten Atomkrieg ist nicht allein durch Russlands Drohungen begründet. Politische Lösungen tun not, aber auch die Zivilgesellschaften sind aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen und das Wort zu ergreifen.
An der diesjährigen Peace-Bell-Gedenkfeier fällt diese Aufgabe Gastredner Robert Diethelm zu. Der frisch gewählte Gemeindepräsident von Heiden ist hierfür prädestiniert, war er doch unter anderem für die UNO in Bosnien und als stellvertretender Direktor des Internationalen Minenzentrums in Genf tätig. Des Weiteren bekleidete Diethelm Führungsfunktionen im Bereich Internationale Beziehungen beim Verteidigungsdepartement in Bern.
Von der Angelus Glocke zur Peace Bell
Das berühmte Original der Peace Bell steht in einer der ältesten christlichen Kirchen Japans. Das 1914 erbaute Gotteshaus wird 1945 durch die Atombombe fast vollständig vernichtet. Die Angelus Glocke jedoch übersteht den Fall aus über 50 Metern fast schadlos, was ihr den Namen Peace Bell einbringen wird.
Mit dem Wiederaufbau der Urakami Kirche 1959 hat die Angelus-Glocke wieder einen definitiven Platz gefunden. Eine erste Kopie der symbolträchtigen Glocke im Massstab 1:50 wurde für den 1977 angelegten Nagasaki Peace Park gegossen.
Glocke mit starkem Symbolcharakter
Seit 1988 werden weitere Duplikate gegossen und an Orte vergeben, die unter schweren Kriegen oder Naturkatastrophen gelitten haben, nach St. Petersburg beispielsweise oder nach Honolulu. Heiden erhielt die Peace Bell zu Ehren des Rotkreuz-Initiators Henry Dunant, der die letzten 20 Lebensjahre im Weltkurort Heiden verbracht hatte.
Die Friedensglocke ist Anerkennung an das Dunant-Museum Heiden für seine Bemühungen, das Gedenken an Dunants Wirken und an die humanitären Werte lebendig zu halten und den «Geist des Friedens» in die Welt hinauszutragen.