Es soll den Job attraktiver machen und dem Fachkräftemangel entgegenwirken: Immer mehr Betriebe versuchen sich am Modell der Vier-Tage-Woche. Im st.gallischen Grub bei Eggersriet ist die Wirtschaft Rossbüchel einer der Vorreiter und startet damit erstmals in die neue Saison.
Fünf-Tage-Woche als Backup
Im vergangenen Sommer startete die Wirtschaft einen dreiwöchigen Pilotversuch mit dem Vier/Drei-Modell. Da die Mitarbeiter davon überzeugt waren und die Durchführung klappte, wurde das Modell ab Oktober 2022 eingesetzt. Der Deal: Gleicher Lohn, gleiches Pensum, aber auf vier statt fünf Tage verteilt.
Das Vier/Drei-Modell sei im Rossbüchel aber keine Pflicht. «Wenn jemand will, kann man auch eine normale Vollzeitstelle auf fünf Tage verteilt besetzen», sagt der Küchenchef und Co-Gastgeber Simon Keller. Einzig der Lehrtochter ist es nicht erlaubt, drei freie Tage pro Woche zu beziehen. Fast alle restlichen Mitarbeiter wollen in dem neuen System tätig sein.
Damit das auch gut klappt, sind Flexibilität und Spontanität gefordert. Die Kaderleitung plant und nutzt stellenweise den dritten Freitag als «Jokertag». Erwartet das Restaurant überdurchschnittlich hohen Betrieb in der Hauptsaison, sind die Mitarbeiter am Vortag auf Abruf erreichbar. «In 95 Prozent der Fälle geht die Planung aber auf», sagt der Chef de Service Pascal Ledergerber.
Attraktiver Arbeitsplatz
In Grub SG entschied man sich unter anderem aufgrund der erschwerten Mitarbeiterrekrutierung zur Arbeitsumstellung. «Wir wollten den Arbeitsplatz im Rossbüchel attraktiver gestalten», erzählt Keller. Da sich der Arbeitsweg bis zum Rossbüchel umständlich gestaltet, wollte man die Dienste kompakter gestalten. Bisherige Versuche der zeitlichen Umgestaltung funktionierten nicht wie gewünscht.
Als man schliesslich in der letzten Hauptsaison mit einem Saisonnier-Mangel konfrontiert war, wurde die Arbeitswoche umgestellt. Seither bekam die Wirtschaft Rossbüchel deutlich mehr Bewerbungen. «Dieses Modell ist recht ansprechend für potentielle Mitarbeiter», so Keller. Ob der Anstieg nur am neuen System liegt, lasse sich nicht sagen: «Wir rekrutieren exakt über die gleichen Portale wie im Vorjahr.»
Die Umsetzung von der Theorie in die Praxis berge auch Stolpersteine und bedürfe guter Vorbereitung, sind sich Keller und Ledergerber einig. «Wir müssen mit gleich vielen Leuten die Zeit anders auf die Tage verteilen. Da gilt es aufzupassen, dass wir nicht plötzlich mehr Personal rekrutieren für die gleiche Arbeitsleistung.» Diese Aufgabe liege bei der Geschäftsleitung.