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Oberriet
03.03.2023
07.03.2023 09:49 Uhr

«Kampf um roten Pass» in Oberriet

Rolf Huber: «Ich bin der Meinung, das Schweizer Bürgerrecht darf kein Geschenk sein, sondern ist ein Privileg.»
Rolf Huber: «Ich bin der Meinung, das Schweizer Bürgerrecht darf kein Geschenk sein, sondern ist ein Privileg.» Bild: Ulrike Huber
In der SRF-Rundschau vom 1.März standen die Einbürgerungspraktiken und teils kuriose Fragen des Einbürgerungsrates von Oberriet im Mittelpunkt.

Die Älteren können sich erinnern. In den Siebzigerjahren wurde sogar ein erfolgreicher Film über die oft seltsamen Praktiken bei der Frage der Einbürgerung gedreht: «Die Schweizermacher». Die SRF-Rundschau befasste sich am Mittwoch mit der Frage der Einbürgerungen in Oberriet. Denn dort sei nur etwa jeder zweite Antrag erfolgreich.

Hartes Pflaster für Ausländer

Oberriet sei ein «hartes Pflaster für Ausländer». Festgemacht wurde diese Behauptung an den womöglich zu schwierigen Fragen, die den Möchtegern-Eidgenossen beim Gespräch mit derm Einbürgerungsrat gestellt würden. Fragen, die oft Einheimische und langgediente Schweizer nicht beantworten könnten.

Denn, Hand aufs Herz, wissen Sie auf Anhieb, wieviel Mitglieder der Ständerat hat? Oder seit wann der Kanton St.Gallen besteht? Auch sei es in Oberriet zu allzu persönlichen Fragen gekommen. Nach der Handhabung des Glaubens. Oder, ob eine junge Frau dem Befehl ihres Vaters zur Heirat folgen würde.

Käsesorten und Tageszeitung

Die Rundschau führte als Beispiel unter anderem den Kosovaren Mergem Ahmeti und dessen Schwester Artina Ahmeti an. Beide im Rheintal geboren und aufgewachsen. Und beide mit ihren Anträgen durchgerasselt. Wie auch Maria K., die zweimal durch die Einbürgerungsprüfung durchgefallen war. Weil sie auf etwa auf die Frage nach Schweizer Käsesorten nur den «Appenzeller» nennen konnte. Vermerk im Protokoll: «Wohl keine Käseliebhaberin.» Und weil sie keine Tageszeitung abonniert habe. Gut, das wäre aktuell wohl kein Grund mehr für eine Ablehnung. Denn jetzt gibts ja rheintal24.ch. Da braucht es keine Tageszeitung mehr.

In der Rundschau wurde dann weiters behauptet, viele Ausländer würden von einem Einbürgerungsantrag absehen, weil die Gemeinde dann versuche, einem das Leben schwer zu machen. Und die bereits erwähnte Artina Ahmeti fand das Gespräch vor der Einbürgerungskommission als «verstörend» und sei «verzweifelt» gewesen. «Die Leute in Oberriet sind uns gegenüber sehr voreingenommen.»

Gesetzliche Vorgaben

Gemeindepräsident und Präsident der Einbürgerungskommission Rolf Huber wusste auf die Angriffe zu antworten. «Wir führen das Einbürgerungsverfahren  nach den gesetzlichen Vorgaben durch. Und ich glaube nicht, dass wir streng urteilen.» Für die Fragen verwende man einen anerkannten, eher leichteren Fragebogen.

So sei auch die vorgekommene und in der Rundschau kritisierte Frage nach den Namen der Dorfbeizen nur eine von vielen, bei denen die Einbürgerungswilligen zeigen können, dass sie nicht nur die deutsche Sprache beherrschen, sondern auch kulturell, sozial und politisch integriert seien.

Kein Geschenk, sondern ein Privileg

«Wir machen unsere Arbeit gewissenhaft. Wer mit dem Ergebnis dann nicht zufrieden ist, dem stehen Rechtsmittel zur Verfügung. Natürlich müssen sich die Leute vorbereiten. Ich bin der Meinung, das Schweizer Bürgerrecht darf kein Geschenk sein, sondern ist ein Privileg. Man muss integrationswillig sein und sich in der Schweiz wohl fühlen», so Gemeindepräsident Rolf Huber im Rundschau-Interview.

rheintal24/gmh/uh