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Fussball Regional
20.12.2022
20.12.2022 16:26 Uhr

Shoshi-Rauswurf beim FC St.Margrethen: neue Details bekannt

Besart Shoshi (links) und Vereinspräsident Fredi Britt gehen getrennte Wege
Besart Shoshi (links) und Vereinspräsident Fredi Britt gehen getrennte Wege Bild: gps
Die stillose Entlassung von Urgestein Besart Shoshi beim FC St.Margrethen hat hohe Wellen geworfen. Nun kommen weitere Details und eine Vorgehensweise ans Licht, die mehr als nur Fragen aufwerfen.

Im Umfeld des FC St.Margrethen spielten sich in den letzten Wochen Ereignisse ab, die Stoff für eine Telenovela in Reinkultur hätten und in der Entlassung von Cheftrainer Besart Shoshi am Montagabend gipfelten. Die Chronologie der Ereignisse:

Vereinspräsident Fredi Britt traf sich vor einigen Wochen mit Florian Scharrenbroich im Beisein des neuen Sportchefs Dashnim Bektashi. Man führte informelle Gespräche. Ob sich Scharrenbroich beim FC St.Margrethen angeboten hat, was in der Vergangenheit öfters der Fall war (rheintal24 liegen Bewerbungsmails vor) oder Britt auf den Ex-Trainer des FC Sarajevo zugegangen ist, ist aktuell noch unklar. Weder der Vereinspräsident noch der neue Trainer haben bis jetzt auf die Rückfragen von rheintal24 reagiert. 

Unwürdige Vorgehensweise

Nach dieser informellen Besprechung informierte Scharrenbroich den FC Sarajevo und löste dort den Vertrag auf. Dieser Umstand dürfte wiederum Britt unter Druck gesetzt haben, jetzt «Nägel mit Köpfen» machen zu müssen. Vorletzte Woche soll dann die Zusammenarbeit fixiert worden sein.

Selbstverständlich ist es legitim, einen neuen Trainer zu verpflichten. Aber in einer solchen Situation bereinigen betroffene Vereine zuerst die Situation mit dem alten Übungsleiter. Speziell in St.Margrethen hätte man so verfahren müssen - gerade und vor allem mit dem Hintergrund von Shoshis Verdiensten rund um den Verein. 

Seltsame Ressortzuteilung

Fakt ist: Besart Shoshi war dem Vereinspräsidenten schon länger ein Dorn im Auge und hatte in seinen Augen wohl zu viel Macht. Britt war es auch, der die Entlassung im Vorstand durchdrückte (rheintal24 liegen entsprechende Whatsapp-Protokolle vor). Mit Scharrenbroich hatte er die Chance, das St.Margrether Urgestein zu entsorgen und seinen letzten lauten Kritiker endgültig zu entfernen. Und genau da kommt der neue Sportchef Dashnim Bektashi ins Spiel.

Dem Vater eines St.Margrethen-Juniors fielen die fehlenden Strukturen im Juniorenbereich auf und bot deshalb seine Hilfe an. Nach der Wahl in den Vorstand teilte ihm Britt zu seiner Überraschung mit, dass er als Sportchef für die 1. Mannschaft vorgesehen sei. 

Auch Ex-Trainer Dorde Duvnjak wurde als Sportchef abgesägt, allerdings teilte ihm das niemand mit. Bild: Ulrike Huber

Präsident delegiert Kommunikation der Entlassung an neuen Sportchef

Der neue Trainer war nun installiert, nun musste der Präsident noch den alten Trainer loswerden. Und vor allem musste die Entlassung von Shoshi und seinem Co-Trainer Kresho Kica noch kommuniziert werden. Und hier liegt der Grund für die Installation von Bektashi als Sportchef. Britt zog es vor, die Kommunikation der Entlassung nicht selber zu führen und schickte den nichtsahnenden, sich kaum zwei Wochen im Amt befindenden neuen Sportchef voraus, der in dieser Sache richtiggehend verbrannt und vom eigenen Präsidenten für dessen Machtspiel missbraucht wurde.

Dorde Duvnjak, der eigentliche Sportchef mit Legendenstatus im Umfeld des FC St.Margrethen (Aufstiegstrainer in die 2. Liga interregio 2015) wusste im übrigen nichts von seiner Entmachtung und war entsprechend konsterniert, als er am Montagabend an der Sitzung auftauchte. 

Sponsoren ziehen sich zurück

Die stillose Entlassung von Shoshi hat für den Vereinspräsidenten bereits erste Konsequenzen. Rheintal24 hat Kenntnis von zwei Sponsoren, die sich aufgrund des Verhaltens gegenüber dem Ex-Trainer, der über 20 Jahre im Dienste des Vereins stand, nicht mehr engagieren werden. 

Spieler lassen Türe bis Ende Woche offen

Der Schaden ist nun angerichtet, wie es auf der Rheinau weitergehen soll, wissen wohl nur die Götter. Die erste Mannschaft steht nach wie vor bedingungslos hinter ihrem Ex-Trainer. Ein Spieler, der namentlich nicht genannt werden will, sagt deutlich: «Ohne Shoshi werden wir den Verein definitiv verlassen. Sollte sich der Präsident zur Vernunft besinnen und Shoshi bis Ende Woche wieder einsetzen, können wir uns einen Verbleib vorstellen. Andernfalls wars das.»

red/rheintal24/nas