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Widnau
22.11.2022
22.11.2022 15:04 Uhr

Digitale Mündigkeit, Ethik und Verantwortung

Prof. Dr. Sebastian Wörwag ist Rektor an der Berner Fachhochschule und war früher in gleicher Funktion für die Fachhochschule St.Gallen (heute OST) tätig.
Prof. Dr. Sebastian Wörwag ist Rektor an der Berner Fachhochschule und war früher in gleicher Funktion für die Fachhochschule St.Gallen (heute OST) tätig. Bild: zVg
Prof. Dr. Sebastian Wörwag, Rektor der Berner Fachhochschule, ging am 8. Widnauer Wirtschafts-Apéro der Frage nach: «Wird alles digitalisiert werden, wenn alles digitalisiert werden kann?»

Die Gemeindepräsidentin begrüsste am Montagabend, 21. November 2022, rund hundert Unternehmerinnen und Unternehmer aus Handel, Gewerbe und Industrie. Der Gemeinderat hat zum 8. w'éco-apéro geladen. w'éco, das steht für Widnau’s economy - Widnaus lokaler Wirtschaft. Der Dankeschön-Anlass wird von der Gemeinde organisiert und findet alle zwei Jahre statt. Der thematische Akzent wird jeweils durch einen interessanten Gastredner gesetzt.

Als Referent für die 8. Ausgabe des w’eco konnte Prof. Dr. Sebastian Wörwag gewonnen werden. Er ist Rektor der Berner Fachhochschule sowie Präsident des Hochschulrats der Pädagogischen Hochschule Thurgau. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Veränderung der Arbeitswelt.

Diesbezüglich sind die Digitalisierung und die digitale Transformation hochaktuelle Themen, nicht nur für die lokale Wirtschaft. In vielen Lebensbereichen, aber auch in der öffentlichen Verwaltung, wird in hohem Tempo «digitalisiert»; Stichwort dazu: e-Government, die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen in Gemeinden, Kantonen und beim Bund.

Widnaus Gemeindepräsidentin Christa Köppel Bild: zVg

Prof. Dr. Sebastian Wörwag eröffnete sein Impulsreferat mit der Frage ins Publikum, wie oft sie heute schon aufs SmartPhone geschaut haben? Die Anwesenden waren über die Auflösung erstaunt, denn im Durchschnitt wird das SmartPhone 88 Mal pro Tag in die Hand genommen, sei dies um Nachrichten zu checken, auf die Uhr zu schauen und vieles mehr.

Um die digitale Transformation in der Arbeitswelt aufzuzeigen, machte Sebastian Wörwag den Vergleich zwischen zwei Stelleninseraten von 1913 und heute. Die Anforderungen an die Arbeitnehmenden haben sich massiv verändert – aber auch die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts. Und wir stehen erst am Anfang der digitalen Entwicklung.

Der technische Entwicklungstrend geht in Richtung Metaverse, einer komplett digitalen und interaktiven Umgebung. Alle Informationen sind jederzeit und überall zugänglich. Die Digitalisierung und die entsprechenden Veränderungen lösen gerade bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auch Ängste aus.

Bild: zVg

Wichtig in diesem Prozess der Digitalen Transformation ist es, Neuerungen und Anwendungen auch kritisch zu hinterfragen und das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine im Bewusstsein zu behalten: Es ist nicht die Maschine, die den Menschen verändert, sondern es muss der Mensch sein, der die Maschine sinnvoll einsetzt.

Sebastian Wörwag postuliert damit eine «Human Digital Transformation». Zum Schluss seines Referates gab er den Anwesenden 10 Gebote für die Human Digital Transformation mit auf den Weg. Unter 10. steht: Sei nicht nur «Allways On», sondern auch «Sometimes Off». Die angeregte Diskussion im Anschluss an das Referat und die interessanten Fragen zeigten, wie aktuell und bewegend das Thema ist.

Sie nehme drei Stichworte aus dem Referat mit, sagte die Gemeindepräsidentin in ihrem Schlusswort: Mündigkeit, Ethik und Verantwortung. Die Anwendung von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz in allen Lebensbereichen, bedingt kritisches Denken und die Mündigkeit der Nutzer. Es braucht zudem einen gesellschaftlichen Dialog über ethische Grenzen. Und: wir alle sind verantwortlich für unseren Umgang mit den digitalen Möglichkeiten. Auch nach dem Referat war die Diskussionen rege und der Apéro riche wurde für den Austausch zwischen den Gästen und mit dem Referenten genutzt.

pd/rheintal24