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Region Vorderland
05.08.2022
19.06.2024 17:24 Uhr

Mit süffigem Rotwein den Säntisgipfel gerettet

Bild: zVg
Für Appenzeller und Toggenburger ist der Säntis ein identitätsstiftendes Monument. Auf dem Gipfel treffen sich die Kantone AR, AI und SG. Als Ausserrhoden in den 1880er Jahren der territoriale Verlust des höchsten kantonalen Punktes drohte, rettete ihn Nationalrat Johann Konrad Sonderegger, Heiden, mit einer schlauen Aktion.

Die Schweizerfahne an der Felswand, der Schwägalp-Schwinget, die derzeitige Presseartikelreihe rund um Säntisstrassen im In- und Ausland und scharenweise Touristen aus aller Welt rücken den markanten Berg derzeit einmal mehr in den Fokus. Nicht anders war es 1885, als vor dem Bau der Wetterstation (1887) neue Vermessungen erfolgten mit dem Resultat, dass an der Säntisspitze nur noch die Kantone St. Gallen und Innerrhoden Anteil hatten.

Diesen Prestigeverlust wollte die Bevölkerung keineswegs akzeptieren. Auch für Johann Konrad Sonderegger war die Teilhabe Ausserrhodens am Gipfel ein Herzensanliegen, für das er sich mit voller Kraft und letztendlich erfolgreich engagierte.

Am Gebäude der Weinhandlung Sonderegger wird an den verdienten Einwohner von Heiden erinnert. Bild: Peter Eggenberger

Beispiellose politische Karriere

Johann Konrad Sonderegger wurde 1834 als Sohn von Löwenwirt und Tierarzt Konrad Sonderegger in Heiden geboren. Bereits als Zwanzigjähriger machte er sich selbständig und gründete 1854 die noch heute bestehende Weinhandlung.

1861 erfolgte die Wahl in den Gemeinderat, dessen Präsidium er 1865 übernahm. Seine anschliessende politische Karriere war beispielslos: 1869 erfolgte die Wahl in den Kantonsrat, 1873 ins Obergericht und 1875 in den Regierungsrat. 1880 legte die Landsgemeinde das hohe Amt des Landammanns in seine Hände, und 1881 wurde er überdies in den Nationalrat gewählt.

Nationalrat Johann Konrad Sonderegger (1834 – 1899) setzte sich in Bern erfolgreich für die Ausserrhoder Interessen in Sachen Säntisgipfel ein. Bild: Peter Eggenberger

Süffiger Rotwein überzeugte die Bundesrichter

Als 1885 die geographische Zugehörigkeit von Ausserrhoden an der Säntisspitze in Frage gestellt wurde, setzte sich Sonderegger in Bern vehement gegen den drohenden Prestigeverlust zur Wehr. Nachdem vor allem der Kanton St. Gallen nicht einrenken wollte, gelangte er an das Bundesgericht. Nach längerem Hin und Her bestiegen die höchsten Richter im Juli 1895 den Säntis für einen Augenschein.

Auf dem Gipfel wurden die Herren von Sonderegger ausgiebig mit süffigem Veltlinerwein bewirtet, der zusammen mit Sondereggers Argumenten einen Stimmungswandel bewirkte. Auf jeden Fall fiel der später in Bern gefällte Entscheid zu Gunsten Ausserrhodens aus, das seither wieder territorialen Anteil am Säntisgipfel hat.

Opfer eines Herzschlags

Der verdiente Kantons- und Bundespolitiker aus Heiden wurde am 25. September 1899 Opfer eines Herzschlags während der Bahnreise nach Bern, wo er an der anberaumten Bundesversammlung teilnehmen wollte.

Peter Eggenberger/vorderland24.ch