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Vorarlberg
10.06.2022

Mega-Rettung aus Bergnot – wer trägt die Kosten?

Siebzig Schüler und Lehrpersonen mussten mit dem Helikopter aus Bergnot errettet werden
Siebzig Schüler und Lehrpersonen mussten mit dem Helikopter aus Bergnot errettet werden Bild: vol.at
99 Schüler und acht Lehrpersonen mussten vor wenigen Tagen im Kleinwalsertal mit Helikoptern aus Bergnot gerettet werden. Jetzt muss geklärt werden, wer die beträchtlichen Kosten dieses Rettungseinsatzes zu tragen hat.

Wie rheintal24 berichtet hatte, haben diese Woche acht Lehrpersonen aus Ludwigshafen die ihnen anvertrauten Schüler im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren mit teilweise unzureichender Ausrüstung und ohne fundierte Routenplanung von Schöntal in Hirschegg auf das auf 1.990 Meter gelegene Walmendinger Horn geführt.

Nicht beschilderte Tour

Die nicht beschilderte Tour, auf die die Lehrer im Internet (!) gestossen waren, hatte über den schmalen Heuberggrat geführt, der aufgrund der vorhergehenden Regenfälle nass und glitschig war. Als sich eine Teilgruppe der alpin unerfahrenen Deutschen zur Umkehr entschied, rutschten zwei Schüler ab und zogen sich leichte Verletzungen zu.

Die 99 Schüler auf dem schwer begehbaren Heuberggrat Bild: Polizeiinspektion Kleinwalsertal

Daraufhin gerieten einzelne Kinder in Panik. Ein Notruf wurde abgesetzt, 70 Personen wurden in weiterer Folge mit zwei Hubschraubern mittels Taubergung und Evakuierungssets geborgen. Die anderen stiegen von der Bergrettung begleitet ab.

Dienstrechtliche Konsequenzen?

Ob es für die Lehrkräfte dienstrechtliche Konsequenzen geben wird, will die zuständige Schulaufsichtsbehörde nach der Rückkehr der Schulklassen klären. «Zum jetzigen Zeitpunkt ist es zu früh, dazu etwas zu sagen. Die Schüler und Lehrer sind noch im Kleinwalsertal», erklärte Eveline Dziendziol von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier gegenüber der österreichischen Presseagentur APA.

Nach der Rückkehr werde man mit den Lehrkräften sprechen, die an der Organisation der Wanderung beteiligt waren, meinte Dziendziol im Gespräch mit der APA: «Ich gehe davon aus, dass sie nach bestem Wissen und Gewissen vorgegangen sind.»

Sträflicher Leichtsinn

Es wird also zu klären sein, ob es sträflicher Leichtsinn war, aufgrund von Google-Infos mit 99 bergunerfahrenen Schülern in dieses Gelände einzusteigen, oder ob die Lehrpersonen die notwendige Sorgfalt haben walten lassen. Dieser Sachverhalt wird auch bei der Klärung der Frage der Kostentragung entscheidend sein. Denn wie der Sprecher der Vorarlberger Bergrettung, Klaus Drexel, auf APA-Anfrage erklärte, werden derzeit die einzelnen Posten zwecks Kostenaufstellung erfasst. «Wer am Ende die Kosten verrechnet bekommt, wird sich zeigen», sagte Drexel am Donnerstag.

Die geretteten Teens wurden in ihrem Lager vom Kriseninterventionsteam psychologisch betreut. Die Schülerinnen und Schüler werden - wie ursprünglich geplant - am morgigen Freitag mit Bussen nach Deutschland zurückkehren. In der kommenden Woche sollen die dramatischen Ereignisse an der Schule weiter aufgearbeitet werden, auch mit erneuten Gesprächsangeboten von Psychologen sowohl für Schüler als auch Lehrer.

rheintal24/gmh/uh/apa