Ja, was war das denn? Ein Spielfeld auf dem Rasen der Schule Burgwies, auf dem zottelige Wesen einen Kampf gegen den Winter und für den Frühling austrugen. Ein Umzug durch Oberriet, an dem neben diesen zotteligen Wesen auch Eierwerfer und Eierfänger, der Musikverein Oberriet, Bären, Zwerge, Kobolde und Gärtner teilnahmen. Und neben vielen anderen auch «vermummte Grüne». Wobei es dabei nicht auf die politische Einstellung ankam.
Eierwerfen, Weintrunk und 3000 Besucher
Altgermanischer Brauch
Diese seltsame Geschehnisse fanden im Rahmen des Eierlesefestes statt, das vom STV Oberriet-Eichenwies veranstaltet wurde. Mit dem Ziel, diesen altgermanischen Brauch, der irgendwann dem Vergessen anheimfiel und 1971 wiederentdeckt wurde, am Leben zu erhalten. Und wenn man den Zuschauerzuspruch als Mass nimmt, dann ist dies auch unbedingt notwendig.
Den an diesem wunderschönen, sonnigen und wolkenfreien Ostermontag strömten über 3000 Menschen auf das Gelände der Schule Burgwies und liessen sich vom eigentümlichen Zauber des Gebotenen gefangennehmen. OK-Präsident Guido Fritz war begeistert: «Man darf diesen Anlass ganz einfach nicht sterben lassen. Wir von der STV Oberriet-Eichenwies sind zwar ein Sportverein, wollen aber auch, dass es mit der Kultur weitergeht.»
Über tausend Gwundernasen
Zwei Geschehnisse standen im Zentrum dieses «Eierlesefestes». Nach dem Umzug, der schon von vielen hundert, ja von über tausend Gwundernasen am Strassenrand begleitet und bewundert wurde, stand im grünen Ring auf der Wiese der Schule Burgfried zunächst das Eierwerfen im Mittelpunkt. Dabei traten zwei Teams, rot und grün, gegeneinander an.
Video: Ulrike Huber
Jedes Team bestand aus flotten, im Dirndl gekleideten Damen und je zwei Herren, die ganz in Weiss mit roten oder grünen Bänder aussahen wie spanische Torreros. Einer der beiden hatte die hartgekochten Eier zu werfen, der andere in etwa dreissig Metern Entfernung mit einem weissen Stoffkäscher zu fangen. Möglichst vorsichtig natürlich, damit die wertvolle Fracht nicht zu Bruch geht.
Zur Stärkung einen Weintrunk
Zwischen den beiden Durchgängen gab es zur Stärkung - wie kann es im Rhintl anders sein? - einen «Weintrunk» für die Matadoren und die Dirndlmädchen, die ganz schön laufen mussten, um ihren Eierwerfern rechtzeitig die Eier in die Hand zu drücken.
Und dann kam der Höhepunkt des Nachmittags. Die «Schlacht» Gut gegen Böse, Wärme gegen Kälte, Frühling gegen Winter. Die bereits eingangs erwähnten Zottelgestalten machten sich im grünen Ring bereit. Wobei die in frisches Tannengrün gekleideten Waldmenschen, zusammen mit den Tannenzapfenleuten, den Holzwollemännern und den Schneckenmändli auf der Seite der «Guten» standen.
Mann gegen Mann. Maske gegen Maske.
Dann begann der Kampf der «Grünen» gegen die «Dürren». Mann gegen Mann. Maske gegen Maske. Ein Geschiebe und Gedränge. Ein finales Haudrauf, allerdings natürlich ohne sich gegenseitig wirklich wehzutun.
Video: Ulrike Huber
Und mit fertig geschriebenem Drehbuch. Denn es ist ja klar, dass an einem sonnendurchfluteten Ostermontag die Wärme gegen die Kälte, also die Grünen gegen die Dürren, siegen musste.
Das Fest noch lange nicht zu Ende
Damit war das Programm zu Ende. Aber noch lange nicht das Fest. Die Menschen genossen es sichtlich, nach den Jahren der Coronaentbehrungen wieder unbeschränkt im Freien und im Sonnenschein feiern zu dürfen. Der STV Oberriet-Eichenwies hatte für etwa tausend Gäste getischt und gestuhlt. So verteilten sich noch viele hunderte an Stehtische oder sassen in der grünen Wiese.
Und genossen den Nachmittag, die frischen Getränke, die herzhaften Bratwürste oder ein kühles Eis. Die Schlange zur Eiszapfanlage war für einmal um ein vielfaches länger als jene zur Bierzapfanlage. Zeitweise stellten sich Eishungrigen in einer Vierzig-Meter-Schlange an. Aber fröhlich gelaunt und geduldigt, denn schliesslich konnte man noch über das gerade Erlebte plaudern