Andreas Broger, an der nächsten Hauptversammlung stellen Sie sich zur Wahl als neuer Präsident des FC Altstätten. Aufgrund des kurzfristigen Rücktritts von Georg Bucher übernehmen Sie das Tagesgeschäft per sofort. Sind Sie im Stress?
Nein, die Übernahme der Arbeit als Präsident ad interim ermöglicht es mir mit dem Vorstand zusammen auch die zukünftige Organisation anzugehen und den Mitgliedern an der HV 2022 vorzustellen. Weiters übergibt mir Georg Bucher die Pendenzen schrittweise und teils Arbeiten wird er verdankenswerterweise selber bis zur HV fertigstellen. In erster Linie ist es meine Aufgabe, dass ich per sofort als Präsident a.i. die Ansprechperson für den Verein bin und somit «den Kopf» bilde.
Als E-Junioren-Trainer haben Sie einen starken Bezug zum Verein. Wann haben Sie entschieden, das Amt zu übernehmen?
Die Meinungsfindung über den Entscheid fand sehr knapp statt. Der FC Altstätten ist seit Jahren ein Teil meines Lebens und als die Anfrage seitens Vertretung vom Vorstand kam, musste ich für mich vor allem Fragen zu den Aufgaben des Präsidenten, Erwartungen an den Präsidenten und die zeitlichen Ressourcen stellen und diese beantworten lassen.
Weiters habe ich natürlich auch mit meiner Frau mehrmals darüber gesprochen, da dieses Amt selbstverständlich auch Abwesenheit meiner Person beinhaltet und dies dann – v.a. die drei Kinder – durch meine Frau zu bewältigen ist. Da die Antworten auf die Fragen und auch das Gespräch mit meiner Frau positiv waren, habe ich dann auch schnell einen Entscheid zur Übernahme gefällt.
Sie sind Politiker. Per se grundsätzlich natürlich nichts Schlechtes, aber von der Arbeitsweise unterscheidet sich die Tätigkeit eines Politikers fundamental mit derer eines Fussballpräsidenten. Während in der Politik Detailarbeit, Konsens und lange Prozesse Teil des Spiels sind, ist der Fussball oftmals von Emotionalität und Spontanität geprägt. Wie bringen Sie das zusammen? Oder hat Ihre Herkunft gar Vorteile?
Ich denke die Tätigkeit als Politiker und Präsident eines Fussballvereins ist gar nicht so weit auseinander. Beide Tätigkeiten basieren auf einer strukturierten Arbeitsweise, einem guten Beziehungsnetz und den Mut, Entscheidungen zu fällen und diese dann auch – mit sicherlich auch ab und zu Gegenwind – umzusetzen. Auch Emotionen sind in beiden Bereichen vorhanden – dies natürlich nicht in gleicher Weise, da in der Politik die Emotionen eher bei den Geschäften und Themen anfallen und beim Fussball auf dem Fussballplatz oder direkt nebenan.
Ich bin sogar der Meinung, dass meine politische Tätigkeit und das daraus resultierende Netzwerk auch eine Bereicherung für die Tätigkeit als Vereinspräsident sein kann und meine Erfahrung, Entscheidungen zu fällen und harte Diskussionen zu führen – ebenfalls nicht als negativ zu beurteilen ist.
Der FC Altstätten ist grundsätzlich der einzige Verein im Tal, der nationale Ausstrahlungskraft hat (NLB-Zeiten usw). Nun kickt man in der 3. Liga. Altstätten hätte punkto wirtschaftlichem Umfeld das Potential von Widnau. Was lief in den letzten Jahren falsch?
Es wäre absolut unangebracht und falsch, wenn ich hier irgendetwas ausführen würde, was der Verein angeblich falsch gemacht haben soll. Auf der einen Seite hätte dies mit Respektlosigkeit gegenüber meinen Vorgängern zu tun und auf der anderen Seite habe ich schlichtweg das «interne Wissen» über Entscheidungen und Prozesse der vergangenen Jahre nicht. Ich war bisher als Fan auf der GESA anzutreffen und habe als Fan teils Entscheidungen «beurteilt» oder auch «verurteilt» - dies mit Wissen, dass ich keine Hintergrundinformationen habe – dies wären dann die Emotionen neben dem Fussballplatz 😊
Viele Vereine kämpfen mit der Balance. Juniorenabteilung versus Fanionteam ist oftmals das Thema. Wie gewichten Sie hier?
Ich finde es sehr wichtig, dass wir eine gute Juniorenausbildung bieten und somit eine gute Juniorenausbildung aufbauen respektive beibehalten. Die Junioren sollen einen wichtigen Teil der Aktivmannschaften bilden und es muss unser Ziel sein, dass wir einen grossen Teil der Spieler aus den «eigenen Reihen» rekrutieren können und uns dann punktuell mit externen guten Spielern noch ergänzen.
Wie wollen Sie den FCA in Zukunft führen? Was sind die wesentlichen Punkte auf Ihrer Agenda?
Ich möchte die Strukturen vom FCA zukunftstauglich aufbauen, um auch die Bewältigung jedes einzelnen Mitglieds innerhalb vom Verein so erträglich wie möglich zu halten – dies bedeutet, dass wir eine gute Organisation pflegen und weiter aufbauen und die richtigen Personen in den richtigen Funktionen einsetzen. Weiters solle der FCA weiterhin finanziell auf «gesunden Beinen» stehen und daher finde ich es sehr wichtig, dass wir wirtschaftlich den richtigen Weg gehen – was aber in den vergangenen Jahren von den Vorgängern sehr gut aufgegleist wurde.