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Gesundheit
14.12.2021

Corona-Schwurbler von Gottes Gnaden

In dieser Kirche in Bartholomäberg im Montafon soll der «Verein St.Josef» Messen zelebrieren
In dieser Kirche in Bartholomäberg im Montafon soll der «Verein St.Josef» Messen zelebrieren Bild: montafon.at
Für die Herstellung des Anti-Corona-Impfstoffs würden Babys aus dem Bauch der Mütter geschnitten. Solch monströsen Unsinn und andere «alternative Fakten» verbreitet ein katholischer Pfarrer von der Kanzel und in Rundbriefen.

Der Vorarlberger Bernhard Kaufmann ist Pfarrer und soll im Rahmen der altkatholischen Kirche auch Messen in Gossau SG abhalten. Ein, wie man so sagt, erzkonservativer Geistlicher, der im Rahmen des «Vereins St.Joseph» mit den beiden Standorten in Gossau und Lauterach Messen im «aussordentlichen Ritus», also im sogenannten tridentinischen Ritus feiert.

Tridentinische Messfeiern auch in Goldach

Innerhalb der römisch-katholischen Kirche wird bei solchen «tridentinischen» Messfeiern allein die letzte Fassung («1962er-Ritus») gebraucht, die die Liturgiereformen durch die Päpste Pius XII. und Johannes XXIII. einschliesst, die liturgischen Veränderungen infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils unter Papst Paul VI. jedoch nicht mitvollzieht.

So weit, so gut und für einen Pfarrer und seine Schäfchen angemessen und richtig. Aber Pfarrer Bernhard Kaufmann sorgt derzeit in Vorarlberg für einen veritablen Skandal. Sowohl in seinen «Rundbriefen» als auch online und von der Kirchenkanzel behauptet er irrlichternde Dinge. Verschwörungstheorien, Falschbehauptungen und Stimmungsmache gegen die Wissenschaft. Und dies in einer Zeit, in der man glaubte, die katholische Kirche hätte sich durch ihre Versöhnung mit der Wissenschaft aus den dunklen Epochen der beginnenden Neuzeit verabschiedet, als man noch Galileo und Kopernikus mit aller Vehemenz bekämpfte.

Bilder von schlimmen Missbildungen

Nur einige der seltsamen Theorien von Bernhard Kaufmann: die Baupläne des Spike-Proteins des Coronavirus seien ja in der Impfung vorhanden und bewirkten dort «Entzündungen in der Lunge, in der Leber, im Herzen und im Gehirn». Die Rate von Gebärmutterhalskrebs habe sich um das Zwanzigfache erhöht. Es gebe «Bilder von schlimmen Missbildungen» von Kindern als Folge der Impfung von Frauen.

Ja, diese Behauptungen von Impfgegnern sind zum Teil allgemein bekannt. Nur wissenschaftlich-empirische Beweise bleibt auch Pfarrer Kaufmann für seine Aussagen schuldig. Und geht noch einen Schritt weiter: Im Mai stellte er in einem jetzt der Redaktion zugespielten Rundbrief «Lebendiger Rosenkranz» die horrible Behauptung auf, dass Impfen eine «schwere Sünde» sei. Damit fördere man nämlich «die grauenhafte Ermordung» von ungeborenen Kindern.

Kinder ohne Betäubung aufgeschnitten

Was jetzt kommt, ist atemberaubender, gefährlicher und verleumderischer Unsinn. «Die Kinder werden dafür meistens einige Zeit nach der zwölften Woche mit Kaiserschnitt aus dem Leib der Mutter herausgeholt, damit sie noch lebendig sind. Dann werden sie ohne Betäubung aufgeschnitten und die Organe werden herausgeschnitten. Mit Betäubung sind die Stammzellen nicht mehr brauchbar. Deswegen bekommt das zu ermordende Kind keine Betäubung.»

Die Kirche unterstütze dieses «fürchterliche Impfspektakel». So steht es im Novemberrundbrief des Lauteracher Klerikers. Die Impfpflicht im Vatikan habe man mit «Gehirnwäsche» und «Erpressung» durchgedrückt.

Jetzt hat die katholische Diözese Vorarlbergs dem Herrn Pfarrer einen Maulkorb verpasst, wie das Wochenblatt «Wann & Wo» in Erfahrung brachte. Generalvikar Hubert Lenz gab Auskunft, dass man in einem Gespräch mit dem Geistlichen vereinbart habe, dass dieser weder die Coronapandemie an sich noch die Impfung künftig schriftlich und mündlich thematisieren dürfe. Wird zu klären sein, ob sich dieses Schweigegebot auch auf die in Gossau von Pfarrer Kaufmann getätigten Aktivitäten erstreckt.

rheintal24/gmh/uh